EUROPEAN COATINGS SHOW 2019 - WACKER präsentiert neue Produktlinie für polymere Bindemittel auf Basis nachwachsender Rohstoffe

München / Nürnberg, 19.02.2019

WACKER stellt auf der European Coatings Show 2019 eine neue Produktlinie für polymere Bindemittel vor, die teilweise auf nachwachsenden Rohstoffen basiert. Sie heißt VINNECO® und entsteht in zwei Verfahren, bei denen biobasierte Essigsäure oder Kartoffelstärke in die Herstellung einfließen. Die neuen Dispersionen eignen sich vor allem für die Produktion von Innenraumfarben und Putzen. Die European Coatings Show 2019 findet vom 19. bis 21. März in Nürnberg statt.

Für immer mehr Bauherren spielt der Einsatz ökologischer Baustoffe eine wichtige Rolle. Mit biobasierten Farben und Lacken erzielte die Branche in Europa und den USA im Jahr 2017 einen Umsatz von 1,14 Mrd. US-$ . Mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 4,3 Prozent soll der Markt bis zum Jahr 2024 auf ein Volumen von 1,52 Mrd. US-$ steigen, so die Prognose der Marktforscher.

„Auch unsere Kunden suchen zunehmend nach Alternativen zu Bindemitteln, die auf fossilen Rohstoffen basieren“, sagt Dr. Lada Bemert, Senior Technical Service Manager bei WACKER POLYMERS. „Wir haben unsere Verfahren entsprechend weiterentwickelt und gehen mit dem Einsatz nachwachsender Rohstoffe neue Wege in der Herstellung von Dispersionen.“ In zwei Verfahren entstehen bei WACKER Bindemittel auf Basis nachwachsender Rohstoffe, die der Münchner Chemiekonzern künftig unter der Produktlinie VINNECO® vertreibt. Fünf Produkte stellt WACKER auf der European Coatings Show 2019 in Nürnberg vor.

Herstellung von VINNECO® mit dem Biomassenbilanzverfahren

Beim ersten Verfahren zur Herstellung polymerer Bindemittel setzt WACKER biobasierte Essigsäure ein. Die Substanz entsteht als Nebenprodukt in der Holzindustrie, beispielsweise bei der Bereitstellung von Faserstoffen für die Papierherstellung. Das Holz stammt aus PEFC®-zertifizierten Wäldern (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes), die sich im Umkreis von 400 Kilometern zum WACKER-Standort Burghausen befinden.

Aus der biobasierten Essigsäure und aus Ethylen stellt WACKER das Vinylacetat-Monomer her, das – wiederum unter Einsatz von Ethylen – zu Vinylacetat-Ethylen (VAE) copolymerisiert wird. Als Polymerdispersionen sorgen die Bindemittel zum Beispiel in Wandfarben dafür, dass Pigmente, Füllstoffe und Additive zusammenhalten und die Farbe optimal und dauerhaft auf der Wand bleibt. Die biobasierte Essigsäure weist eine hohe Reinheit und einen niedrigen Wassergehalt auf und ist mit ihrer sehr guten Qualität eine echte Alternative zu ihrem Pendant aus fossilen Quellen wie Erdgas oder Erdöl.

In der Produktion kann die biobasierte Essigsäure zur herkömmlichen Essigsäure hinzugemischt werden und ist so direkt an die bestehende Produktionslinie von WACKER gekoppelt. Weder den Bindemitteln noch der Wandfarbe lässt sich anmerken, ob das darin enthaltene VAE mit konventioneller oder mit biobasierter Essigsäure hergestellt wurde. Die Verbindung verhält sich chemisch und physikalisch immer gleich, egal ob sie aus fossilen oder nachwachsenden Rohstoffen stammt. Farbhersteller können somit ihre Formulierungen beibehalten und müssen keinerlei Anpassungen an ihren Rezepturen für Putze oder Wandfarben vornehmen.

Im anwendungstechnischen Labor von WACKER wird die Farbe, die mit dem neuen Hybridbindemittel aus Polymeren und Stärke modifiziert wurde, auf Deckfähigkeit getestet. Dazu wird sie gleichmäßig auf einen schwarzen Untergrund aufgezogen. Anschließend wird das Kontrastverhältnis gemessen. (Foto: Wacker Chemie AG)

Um den Anteil der biobasierten Essigsäure im Endprodukt nachzuweisen, verwendet WACKER das Biomassenbilanzverfahren. Das internationale Prüf- und Zertifizierungsinstitut TÜV SÜD hat das Verfahren, das von WACKER bei der Vinylacetat-Ethylen-Herstellung erstmalig angewendet wird, nach dem internationalen Standard CMS 71 zertifiziert. Bestellen Kunden ein Produkt der neuen VINNECO®-Linie, ist sichergestellt, dass dem Produktionsverbund die notwendige Menge an biobasierter Essigsäure zugeführt wurde. Dafür erhält der Kunde ein TÜV-Zertifikat, das die Verwendung des nachwachsenden Rohstoffs bescheinigt. Produkte der VINNAPAS®-Familie, die als bekannte und traditionsreiche Marke bestehen bleibt, sind somit auch als nachhaltige Variante unter der neuen Marke VINNECO® erhältlich. Konkrete Produkte, die sich als Bindemittel für Putze und Farben eignen, stellt WACKER auf der European Coatings Show 2019 vor. Vorerst beruht nur ein begrenzter Anteil der weltweit von WACKER hergestellten VAE-Dispersionen auf regenerativen Quellen. Doch das Biomassenbilanzverfahren ermöglicht es, die Mengen in Zukunft anzupassen. Neben den neuen Bindemitteln für Innenraumfarben und Putze bietet WACKER außerdem weitere Produktgruppen in biomassenbilanzierter Ausführung an, wie beispielsweise Vinylacetat-Homopolymer-Dispersionen sowie vinylacetatbasierte Feststoffharze.

Auch im direkten optischen Vergleich zu herkömmlicher Wandfarbe bestätigt sich die gute Deckfähigkeit der mit VINNECO® CT 7030 modifizierten Farbe. (Foto: Wacker Chemie AG)

Herstellung von VINNECO® auf Basis von Stärke

Für das zweite Verfahren kooperiert WACKER mit dem niederländischen Unternehmen Dynaplak, das biobasierte Rohstoffe herstellt. Für die Produktion der Dispersionen wird Stärke verwendet, die in emulgierter Form bindende Eigenschaften aufweist. Das natürliche Polymer fällt als Rückstand in der Kartoffelverarbeitung an. Die Dynaplak-Experten nutzen diese Stärke, die ansonsten verloren gehen würde, modifizieren sie mit einer innovativen Technologie und verbessern so ihre Leistung. Das veredelte Produkt von Dynaplak kombiniert WACKER mit Polymeren auf Basis von Vinylacetat-Ethylen zu einem neuen Hybridbindemittel. Dieses enthält 30 Prozent des modifizierten Biopolymers. Der VAE-Anteil, der herkömmlicherweise aus fossilen Rohstoffen erzeugt wird, kann so um rund ein Drittel reduziert werden und das hergestellte Produkt hat dadurch einen niedrigeren CO2-Fußabdruck.

Das Ergebnis ist ein hochleistungsfähiges Bindemittel, das WACKER künftig unter dem Namen VINNECO® CT 7030 vertreibt und das sich vor allem für die Herstellung von Innenraumfarben eignet. „Mit unserem neuen Hybridprodukt sind wir eines der ersten Unternehmen auf dem Markt, das Vinylacetat-Ethylen-Polymere für industrielle Anwendungen mit Stärke kombiniert“, sagt Dr. Martin Schierhorn, Chemiker und Marketing Manager bei WACKER POLYMERS. „Wir haben den Stärkeanteil soweit wie möglich maximiert. Bezüglich Rheologieverhalten, Nassabriebbeständigkeit, Dispergier- und Deckfähigkeit kann VINNECO® CT 7030 mit den herkömmlichen Produkten aus fossilen Rohstoffen mithalten.“

Da es sich um ein neues Produkt mit einem eigenen Eigenschaftsprofil handelt, müssen Farbhersteller gegebenenfalls ihre Formulierungen anpassen. Der Vorteil ist, dass mit dem Stärkepolymer Biomasse direkt im Endprodukt verwertet wird. Mithilfe der Radiokarbonmethode lässt sich dieser Bioanteil in VINNECO® CT 7030 nachweisen.

Weitere VINNECO®-Produkte will WACKER im Laufe des Jahres 2019 vorstellen.

Neu auf der ECS 2019: Das WACKER-Forum

Auf einer Gesamtfläche von 240 Quadratmetern stellt WACKER auf der European Coatings Show 2019 Lösungen für Farben, Beschichtungen, Bau- und Klebeanwendungen vor. Mehr als 70 Fachexperten stehen Interessenten in Halle 1, Stand 1-510 für Gespräche zu den Produkten und ihren Anwendungen zur Verfügung. Neu ist in diesem Jahr das WACKER-Forum, das sich direkt neben dem Hauptstand befindet. Unter dem Motto „Let’s talk about…” gibt es dort 15-minütige Vorträge zu Technik, Trends und Innovationen für das internationale Fachpublikum. Alle Informationen zum Programm im WACKER-Forum gibt es in Kürze unter www.wacker.com/ECS2019.

Über WACKER POLYMERS

WACKER blickt auf mehr als 80 Jahre Erfahrung in der Herstellung polymerer Bindemittel zurück. Heute ist WACKER ein führender Hersteller hochentwickelter Bindemittel und polymerer Additive auf der Basis von Polyvinylacetat und Vinylacetat-Copolymeren in Form von Dispersionspulvern, Dispersionen, Festharzen und Lösungen. Diese Erzeugnisse werden für bauchemische Produkte, Farben, Klebstoffe, Lacke und Vliesstoffe sowie für Faserverbundwerkstoffe und Polymerwerkstoffe auf Basis nachwachsender Rohstoffe verwendet. WACKER betreibt Produktionsstätten für polymere Bindemittel in Deutschland, China, Südkorea und den USA sowie eine globale Vertriebsorganisation und Technologiezentren in allen Schlüsselregionen.

Schaukasten: Die fünf VINNECO®-Produkte“ im Überblick

VINNECO®-Produkte auf Basis des Biomassenbilanzverfahrens tragen das Kürzel MB im Produktnamen und sind in je zwei Ausführungen erhältlich: Ersatz von 60% und 100% fossilen Rohstoffen durch biobasierte Essigsäure.

VINNECO® EP 3360 (60MB)

Ersatz von fossilen Rohstoffen: 60%

Eigenschaften: wässrige Polymerdispersion aus Vinylacetat und Ethylen mit einem Feststoffgehalt von ~60%

Anwendungsbereiche: Innenwandfarben und Putze auf Dispersionsbasis

VINNECO® EP 3360 (100MB)

Ersatz von fossilen Rohstoffen: 100%

Eigenschaften: wässrige Polymerdispersion aus Vinylacetat und Ethylen mit einem Feststoffgehalt von ~60%

Anwendungsbereiche: Innenwandfarben und Putze auf Dispersionsbasis

VINNECO® EF 3777 (60MB)

Ersatz von fossilen Rohstoffen: 60%

Eigenschaften: wässrige Polymerdispersion aus Vinylacetat und Ethylen mit einem Feststoffgehalt von ~56%

Anwendungsbereiche: Innenwandfarben und Putze auf Dispersionsbasis

VINNECO® EF 3777 (100MB)

Ersatz von fossilen Rohstoffen: 100%

Eigenschaften: wässrige Polymerdispersion aus Vinylacetat und Ethylen mit einem Feststoffgehalt von ~56%

Anwendungsbereiche: Innenwandfarben und Putze auf Dispersionsbasis

VINNECO®-Produkte auf Basis von Stärke für Farbanwendungen tragen das Kürzel CT im Produktnamen.

VINNECO® CT 7030

Eigenschaften: wässrige Polymerdispersion aus Vinylacetat, Ethylen und modifizierter Stärke mit einem Feststoffgehalt von ~47%

Anwendungsbereiche: Innenwandfarben

(Grafik: Wacker Chemie AG)

Über das Biomassenbilanzverfahren

Werden innerhalb eines gleichen Produktionsverbunds nachwachsende Rohstoffe und herkömmliche – meist aus fossilen Quellen stammende – Rohstoffe als Ausgangsmaterialien eingesetzt, kann man mit Hilfe des Biomassebilanzverfahrens den Anteil nachwachsender Rohstoffe rechnerisch einzelnen Verkaufsprodukten zuordnen. Alle anderen Verkaufsprodukte werden rechnerisch aus fossilen Rohstoffen hergestellt. Dieser Ansatz ist vergleichbar mit dem in Deutschland bekannten System zur Zertifizierung von Ökostrom. Das internationale Prüf- und Zertifizierungsinstitut TÜV SÜD hat das Biomassenbilanzverfahren von WACKER zum Nachweis erneuerbarer Rohstoffe in der Produktion zertifiziert. Damit kann WACKER den Einsatz nachwachsender Rohstoffe im gesamten Produktionsprozess bis zum Endprodukt durch ein anerkanntes Verfahren nachverfolgen. Wichtige Voraussetzungen für die Qualifikation dafür sind, dass die von WACKER zugekauften Rohstoffe mit einem nachhaltigen Prozess hergestellt wurden und alle dafür notwendigen Ausgangsmaterialien ebenfalls aus zertifiziert nachhaltigen Quellen stammen. In einer jährlichen Prüfung durch den TÜV muss WACKER zudem nachweisen, dass für die Produktion der deklarierten Produkte stets die entsprechende Menge an nachwachsenden Rohstoffen zugefügt wurde.

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