Vorreiter in Bayern und darüber hinaus: WACKER-Umweltabteilung feiert 50-Jähriges

Burghausen, 28.06.2024

Es geht um Luft, um Wasser, um Boden. Darum, die Umweltauswirkungen zu minimieren, Grenzwerte einzuhalten, stets zu optimieren und dennoch wirtschaftlich zu sein. Eine Mammutaufgabe, die die WACKER-Umweltabteilung seit mittlerweile 50 Jahren übernimmt. Am 1. Juli feiert die Abteilung ihren runden Geburtstag und blickt auf ein halbes Jahrhundert voller Erfolge und Innovationen zurück.

Meilenstein in der Geschichte der betrieblichen Abwasserreinigung bei WACKER: Der Bau der biologischen Kläranlage im Jahr 1974.

Dass Umweltschutz bei WACKER eine lange Tradition hat, zeigt ein Blick in die Geschichte. Denn Umweltschutz ist schon seit der Gründungszeit des Unternehmens kein Fremdwort. So wurde bereits 1916, im Jahr der Inbetriebnahme des Werks Burghausen, über die abgehenden Industriewässer genau Buch geführt. Ein Jahr später formulierte die Werkleitung konkrete Regeln zur Verhütung von Verschmutzungen der Salzach und ließ die erste Kläranlage des Werks bauen. 1922 fand erstmals das Wiederverwertungsprinzip Einzug. Damals wurde im Essigätherbetrieb eine Abgaswaschanlage zur Rückgewinnung der Essigätherdämpfe in Betrieb genommen.

In den 60er Jahren wurde der Umweltschutz im Werk Burghausen deutlich ausgebaut. Zur Vielzahl der seinerzeit getroffenen Maßnahmen zählt unter anderem der Bau einer Trennkanalisation für die separate Ableitung und Reinigung von fünf verschiedenen Abwasserarten im Jahr 1962. Fünf Jahre später wurde die erste Verbrennungsanlage Deutschlands für Flüssigrückstände aus der Chlorkohlenwasserstoff-Produktion errichtet. Gleichzeitig nahm die chemisch-mechanische Kläranlage ihren Betrieb auf.

Die feierliche Einweihung der Biologischen Kläranlage 1977 stieß auch in der Politik auf großes Interesse, so kam unter anderem Staatsminister Max Streibl, um sich zu informieren.

Anfang der 70er Jahre trat eine Fülle von neuen Gesetzen in Kraft, die auch die Umweltschutzaktivitäten von Industrieunternehmen stärker regelten. So erforderten das Wasserhaushaltsgesetz, das Bundes-Immissionsschutzgesetz und das Abfallgesetz die Ernennung eines Betriebsbeauftragten für Gewässerschutz, Immissionsschutz und Abfall.

Die neue Lage verlangte nach einer Bündelung der Kräfte - die Geburtsstunde der Umweltschutzabteilung des Werks Burghausen. Mit 21 Mitarbeitern nahm Abteilungsleiter Dr. Ignaz Bauer am 1. Juli 1974 die Arbeit der damaligen Abteilung K auf. Die im Werk bereits bestehenden, aber auf mehrere Abteilungen verteilten Umweltschutzeinrichtungen fasste Bauer in die neugegründete Abteilung zusammen. Hierzu gehörten die Abwasserreinigung, die Rückstandsverbrennung und die Deponie. Die Struktur der Umweltschutzabteilung ergab sich aus den drei Medien Luft, Wasser und Abfall.

Mit der Einführung einer Umweltabteilung 1974 übernahm WACKER eine klare Vorreiterrolle in Sachen Institutionalisierung. Schließlich entstand die Abteilung lange vor Gründung des Bundesumweltministeriums oder auch der städtischen Umweltabteilung.

Ein Blick von oben auf das Burghauser Werkgelände. Im unteren Teil des Bildes ist die biologische Kläranlage zu sehen.

In den 80erJahren wurde Umweltschutz in der Gesellschaft immer mehr als Wert verstanden, was sich unter anderem in der Politik mit der Parteibildung der Grünen zeigte. In den 90erJahren wurde begonnen, die Aufgaben des Umweltschutzes über das Reinigen von Abgasen und Abwässern hinaus als integrierten Bestandteil der chemischen Produktion zu verstehen und kontinuierliche Verbesserungsprozesse als Aufgabe eines systematischen Umweltmanagements zu sehen. Auch bei WACKER standen in dieser Zeit große Veränderungen an: 1996 ging Dr. Ignaz Bauer, der intern auch „Umweltpapst“ genannt wurde, nach 22-jähriger Leitung der Umweltschutzabteilung in den Ruhestand.

Seine Nachfolger organisierten angesichts der Entwicklung zum medienübergreifenden Umweltschutz die Abteilung neu. Es zeigte sich, dass die Aufgaben Luftreinhaltung, Gewässerschutz und Abfallentsorgung nicht isoliert voneinander betrachtet werden können. Neue Aufgaben wurden integriert und die Zusammenarbeit mit den Behörden verstärkt. Bereits 1995 trat WACKER dem ersten Umweltpakt zwischen der Staatsregierung und der bayerischen Wirtschaft bei und war Mitbegründer dieser langfristigen Allianz für eine konstruktive Kooperation im Umweltschutz.

Mit der Jahrtausendwende schritt dann die Internationalisierung von WACKER voran. Es wurde begonnen, Umweltschutz konzernweit zu denken und Standards für die Produktionsstandorte zu entwickeln. Seit 2010 gibt es ein einheitliches Konzept für die Bereiche Umwelt, Gesundheit und Sicherheit. Die Konzernkoordination liegt dabei seit Beginn an in Burghausen.

Umweltschutz aus Tradition: Seit 100 Jahren ist WACKER Mitglied beim BUND Naturschutz (BN) und wurde für diese außerordentliche Treue im Herbst 2023 ausgezeichnet. Stellvertretend für WACKER nahm Dr. Andreas Moser (r.), Leiter der Umweltabteilung, die Auszeichnung von Gerhard Merches, 1. Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Altötting, entgegen.

Dr. Andreas Moser, der seit 2014 die WACKER-Umweltabteilung leitet, erläutert die strategischen Ziele, die den Umweltschutz im Unternehmen kennzeichnen:
„An oberster Stelle steht der rechtssichere Betrieb unserer Anlagen. Die Anforderungen in Bezug auf das Umweltrecht werden dabei durch moderne Technologien umgesetzt. Mit dem Fortschreiten der regulatorischen Anforderungen bedeutet das immer wieder auch die Weiterentwicklung bestehender Umweltschutzeinrichtungen und Produktionsabläufe. Eine weitere Aufgabe liegt in der Identifizierung und Vermeidung von Umweltrisiken. WACKER legt Wert auf gründliche Analysen und Bewertung möglicher Umweltauswirkungen und nutzt immer wieder neue Erkenntnisse, um mit passgenauen Vorsorgemaßnahmen das Umweltschutzniveau weiter zu steigern. Unser Ziel ist es, eine kontinuierliche Verbesserung im Umweltschutz zu erreichen. Das geschieht vor allem durch eine ständige Optimierung unserer Prozesse.“

Als Beispiel nennt Moser hier ein Programm im Geschäftsbereich SILICONES:
„Mit neu entwickelten Abscheideverfahren werden hier nun zusätzliche Stoffe zurückgehalten und zum Teil in bestehende Prozesse zurückgeführt. Dadurch kommt es zu deutlich geringeren Einträgen in Abgas und Abwasser. Das ist aber natürlich auch ein großer technischer Aufwand und oft ein zusätzlicher Kostenfaktor für die Produktion. Daran sieht man die grundsätzliche Gratwanderung, mit der wir im Umweltschutz konfrontiert sind: Umweltrecht umsetzen, die Umweltauswirkungen minimieren und trotzdem wirtschaftlich bleiben.“

2023 wurden mehrere große Dachflächen am Standort Burghausen mit Photovoltaikanlagen bestückt.

Generell haben sich die Aufgaben in den Jahrzehnten seit der Gründung der Umweltschutzabteilung zunehmend verändert, weiß Moser: „Am Anfang stand die sichere und umweltfreundliche Entsorgung von Abwasser und Abfällen – das gilt bis heute, was man zum Beispiel an den aktuellen Investitionen in unsere Abwasserreinigung sieht. Unsere Arbeit hat aber auch viel mit behördlichen Genehmigungen, der sogenannten Konzessionierung, zu tun. Hierbei werden Vorab-Prüfungen bei geplanten Änderungen an einer Anlage durchgeführt und entsprechende Genehmigungsanträge bei Behörden gestellt.

Eine weitere wichtige Aufgabe ist die Überwachung bzw. das sogenannte Umweltmonitoring. Wir führen Lärmmessungen durch, überprüfen die Abwässer und behalten die Emissionen der Anlagen im Blick. Denn unser klarer Auftrag lautet: Wir müssen stets sicherstellen, dass keine Problemlagen für Nachbarschaft und Natur auftreten. Denn ob Produktionsbetrieb oder Entsorgungsanlage: Alles muss rechtskonform und ohne nachteilige Auswirkungen auf die Umwelt erfolgen.“

Wirtschaftlichkeit im Einklang mit der Umwelt: Seit Jahrzehnten das Ziel der Umweltabteilung.

Was in den letzten 50 Jahren erreicht wurde? „Wir sind in allen Bereichen besser als je zuvor. Wir befinden uns sicher unter den geforderten Grenzwerten. Trotzdem hören wir nicht auf, besser sein zu wollen, und investieren in aufwendige Projekte,“ bekräftigt Moser die erfolgreiche Arbeit der Umweltabteilung.

Auswirkungen auf die zukünftige Arbeit seines Teams werden dabei vor allem auch die aktuellen politischen Entwicklungen haben: „Die Ergebnisse der letzten Periode des EU-Parlaments in Sachen ‚Green Deal‘ gehen momentan in die Umsetzung in deutsches Recht. Die Anforderungen werden sich verschärfen, die Grenzwerte noch niedriger werden“, erklärt Moser und fügt hinzu: „Das sind wir von unserer Arbeit im Umweltschutz aber gewohnt: Wenn man ein Niveau erreicht hat, ist man nicht am Ende. Wir befinden uns immer in der Entwicklung, immer auf dem Weg der kontinuierlichen Verbesserung.“ Davon wird auch die jüngste Phase der Umweltschutz-Arbeit geprägt, mit der die Nachhaltigkeits-Strategie der Wacker Chemie AG unterstützt wird.

Abwasserreinigung ist seit Beginn der Unternehmensgeschichte ein zentrales Thema bei WACKER.

Denn das Unternehmen hat sich selbst ehrgeizige Ziele gesteckt: Nicht nur, dass bis spätestens 2045 konzernweit zu 100 Prozent klimaneutral produziert werden soll – bereits bis 2030 soll zudem der absolute CO2-Ausstoß im Vergleich zum Jahr 2020 halbiert sein. Auf vielen Ebenen laufen derzeit Projekte mit dem einen Ziel, klimaneutral zu werden. Das beinhaltet sowohl Effizienzmaßnahmen als auch Ansätze, wie die Energieversorgung – eine der maßgeblichen CO2-Quellen am Standort Burghausen – transformiert werden kann. Gerade eben hat WACKER mit der österreichischen Verbund AG einen Liefervertrag für Wasserkraftstrom geschlossen. Daneben werden in größerem Umfang PV-Anlagen am Standort errichtet. Und auch für das Gas- und Dampfkraftwerk – die wichtigste Energieversorgungseinrichtung am Standort – gibt es Ideen für eine klimaneutrale und damit umweltfreundliche Ablösung.

Erfolgsgeschichte will die WACKER-Umweltabteilung auch in den nächsten Jahrzehnten schreiben. Möglich wird dies vor allem durch das starke Team, das Andreas Moser an seiner Seite hat: „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verfügen über ein äußerst umfangreiches Fachwissen und sind ein geschätztes Bindeglied zwischen Betrieben und Behörden. Noch wichtiger ist aber ihr hohes Engagement und ihr täglicher Einsatz für unser Ziel, dass dieses große Chemiewerk verträglich mit unserer Umwelt und der Nachbarschaft produziert und weiterhin erfolgreich wirtschaften kann. Damit leisten wir einen wesentlichen Beitrag auf dem Weg in die Zukunft des Standorts.“

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Simone Allgeier

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