Ein Bericht über den „Race across America“, den härtesten Radmarathon der Welt, war der Auslöser. „Da war eine Idee geboren“, erzählt Markus Kerschhacker aus St. Radegund, Österreich, lachend. Von der Idee bis zur Umsetzung sind seither fünf Jahre vergangen. „Eigentlich wollten wir 2020 starten, aber wegen Corona mussten wir unser Vorhaben verschieben“, so der Wackerianer. „Im Nachhinein war das wahrscheinlich sogar gut, denn damals hätten wir uns noch sehr blauäugig auf den Weg gemacht.“
Nun jedoch ist alles bis ins kleinste Detail geplant und durchdacht. Die Route ist präzise unter die Lupe genommen, in Albuquerque wartet bereits ein Radhändler mit Ersatzteilen, ein Wohnmobil ist als Begleitfahrzeug gemietet, eine Mitgliedschaft in einem amerikanischen Radclub abgeschlossen. Und nicht nur die Planung hat sich verändert, sondern auch die Reisegruppe. Denn als seine Idee immer mehr ausreifte, konnte Kerschhacker vier weitere Mitstreiter von seinem Traum begeistern: Drei Radsportler (Leonhard Bessel, Felix Igler, Stefan Maurus) und einen weiteren Reisepartner (Ferdinand Wimmer), der das Fahren des Wohnmobils und auch die Organisation der Verpflegung übernimmt. „Indirekt fährt auch ganz viel HDK mit“, erklärt Kerschhacker schmunzelnd. „Denn mein Kollege Leo Bessel arbeitet mit mir als HDK-Betreuungsingenieur in Burghausen. Stefan Maurus ist aus dem Allgäu. Ihn habe ich vor vielen Jahren bei WACKER in Kempten kennengelernt, als er dort Elektromeister in der HDK war.“
Im Schnitt werden täglich 150 bis 180 Kilometer gefahren
Leo Bessel wird ab Albuquerque zur Gruppe hinzustoßen und somit rund 3,5 Wochen mitradeln. „Wir teilen uns nicht nur ein Büro, sondern auch die Freude am Radsport“, erzählen die Wackerianer, die eine zusätzliche Besonderheit verbindet: „Leo ist nicht nur mein Kollege, sondern auch mein Stellvertreter. Da braucht es schon sehr viel Verständnis, weil wir ja einige Zeit gleichzeitig in der Arbeit fehlen. Das Entgegenkommen der Kollegen und des Vorgesetzten war da aber sehr groß.“
Und so wird sich in den nächsten Wochen der Alltag der beiden Wackerianer grundlegend verändern: „Geplant ist, dass wir täglich im Schnitt 150 bis 180 Kilometer fahren. Nach einem eiweißreichen Frühstück müssen wir spätestens ab acht Uhr unterwegs sein. Alle zwei bis drei Stunden treffen wir uns mit unserem Begleitfahrzeug, um die Getränke zu erneuern oder etwas zu essen. Abends ist dann Rad- und Körperpflege angesagt. Außerdem werden wir täglich unsere Social-Media-Kanäle und unseren Reiseblog mit Fotos, Erlebnissen, Wetterdaten und der aktuellen Stimmungslage befüllen. An fünf Tagen werden wir immer ganztägig unterwegs sein. Die darauffolgenden zwei Tage dann zur Regeneration nur jeweils einen halben Tag.“
„Wichtig ist die mentale Fitness“
Wie man sich auf so eine Herausforderung vorbereitet? „Ich fahre rund 10.000 Kilometer im Jahr mit dem Rennrad. Aber was fast noch wichtiger ist als die körperliche Fitness ist die mentale Fitness. Denn das lange tägliche Sitzen ist schon eine Herausforderung,“ sagt Kerschhacker. Verschiedene Solo-Radreisen, zum Beispiel nach Rom oder Barcelona, hat er schon absolviert. Die wichtigste Erkenntnis: „Es geht, dass man jeden Tag Rad fährt.“
Auch die amerikanischen Radverhältnisse konnte der Wackerianer bereits im Vorfeld testen: „Ich bin immer wieder dienstlich im WACKER-Werk in Charleston, Tennessee. Da habe ich dann auch mein Rennrad eingepackt und gesehen: Der Untergrund eignet sich nicht überall zum Rennradfahren, daher sind wir letztendlich auf Gravel-Bikes umgestiegen. Die haben deutlich breitere Reifen und eignen sich zum Beispiel auch für Schotterwege.“ Auch hat der Betriebsingenieur gelernt: „Viel Verkehr durch Autos ist in Amerika nicht das Problem. Gefährlich werden könnten für uns Radfahrer eher freilaufende Hunde, davon gibt es in USA schon ziemlich viele." Die Kollegen in Tennessee werden die Wackerianer auf ihrer Tour leider nicht besuchen können. „Das haben wir tatsächlich überlegt, aber dafür hätten wir eine zu starke Nordschleife fahren müssen.“