Mehrweg statt Einweg

Satte 2,8 Milliarden Einwegbecher gehen allein in Deutschland jedes Jahr über die Theken von Cafés, Bäckereien und Coffeeshops – und werden gleich nach dem Kaffeegenuss weggeworfen. 34 Stück verbraucht ein Deutscher im Durchschnitt pro Jahr. Hinzu kommen 1,3 Milliarden Deckel. Um diese Verschwendung von Ressourcen und Belastung für die Umwelt zurückzufahren, propagiert das Umweltbundesamt Mehrwegsysteme für Kaffeebecher. Innerhalb der nächsten drei Jahre – so die Zielvorgabe – soll der Verbrauch von Einweggetränkebechern um 50 Prozent gesenkt werden. Schon zehn Umläufe genügen nach Rechnung der Deutschen Umwelthilfe, damit sich der im Vergleich zum Einwegprodukt erhöhte Herstellungsaufwand lohnt.

Einen Beitrag dazu können die neuen Flüssigsiliconkautschuke der ELASTOSIL^®-LR-5040-Familie von WACKER leisten. Ein wesentlicher Vorteil von Flüssigsiliconkautschuken (LSR): Sie ermöglichen es, Siliconartikel in großen Stückzahlen schnell, effizient, kostengünstig und in hoher Präzision im Spritzgießverfahren hochautomatisiert zu fertigen. Insbesondere bei der Herstellung von Siliconartikeln für den Babypflege-, Lebensmittel- oder Medizinbereich, die besondere regulatorische Anforderungen erfüllen müssen, ist es allerdings notwendig, Teile aus konventionellen LSR-Typen thermisch nachzubehandeln. Dieser Prozessschritt wird üblicherweise als Tempern bezeichnet. Dabei wird das Material über einen längeren Zeitraum in einem Ofen bei hohem Luftdurchsatz auf 200 Grad erhitzt, wodurch flüchtige organische Bestandteile entfernt und zusätzlich die mechanischen Eigenschaften des Endprodukts optimiert werden.

Die temperfreien Flüssigsiliconkautschuke der Type ELASTOSIL ^® LR 5040 wurden Ende 2019 auf der K 2019, der weltweit führenden Fachmesse der Kunststoff- und Kautschukindustrie, vorgestellt. Eindruck machte dabei insbesondere die Live-Vorführung des Spritzgussprozesses am WACKER-Stand gemeinsam mit den Partnern KraussMaffei Technologies GmbH und ACH Solution GmbH. Am einen Ende der Spritzgussmaschine wurden die Fässer mit der A- und B-Komponente des Flüssigsilicons an die Dosieranlage angeschlossen, am anderen Ende kam das fertige Produkt heraus – ein einsatzbereiter Silicondeckel für Mehrwegkaffeebecher, den Messebesucher sofort auf ihre Becher setzen konnten. „Die Gäste an unserem Stand konnten das Produkt direkt in die Hand nehmen und verwenden“, berichtet Dagmar Rische. „Mit dieser Demonstrationsanlage gelang es uns, das Potenzial des Materials sehr augenfällig darzustellen.“ Die Demonstrationsanlage war eine Kooperation des Maschinenherstellers KraussMaffei Technologies und der ACH Solution GmbH, von der die Werkzeug- und Automatisierungstechnik kam. „Die Umstellung vom nichttemperfreien Silicon auf den temperfreien Flüssigsiliconkautschuk lief problemlos“, berichtet Robert Köttner, Head of Sales and Material Development bei ACH Solution. Eine Beobachtung, die auch Cordula Wieland, Produkt- und Technologiemanagerin bei KraussMaffei, gemacht hat. Das sei eine Besonderheit, die so nicht zu erwarten gewesen sei:

Ein weiterer Vorteil: Die Produkte seien einfacher über den gesamten Prozess nachverfolgbar, während durch den Prozessschritt des Temperns der Ablauf unterbrochen werde.

Deckel für Mehrwegbecher sind eine von vielen Anwendungsmöglichkeiten des Flüssigsilicons im Lebensmittelbereich. „WACKER SILICONES hat mit der Entwicklung von ELASTOSIL ^® LR 5040 auf Kundenwünsche reagiert“, bestätigt der Chemiker Dr. Ulrich Frenzel aus der Anwendungstechnik von Rubber Solutions bei WACKER SILICONES. „Letztlich ist das Material so designt, dass es den hohen regulatorischen Anforderungen für zahlreiche sensible Zulassungsbereiche gerecht wird, egal ob in der Pharmazie, in der Medizintechnik oder bei Anwendungen mit Trinkwasser- oder Lebensmittelkontakt.“

Da Siliconkautschuk zudem gut UV-, hitze- und wasserdampfbeständig ist, können Mehrwegdeckel aus diesem Material auch in professionellen, leistungsstarken Geschirrspülmaschinen gereinigt werden. „Es eignet sich damit hervorragend für Recyclingsysteme, wie sie von der Gastronomie angestrebt werden“, ergänzt Dagmar Rische. Und Siliconkautschuk lässt sich nach Wunsch einfärben. Bei Lifestyle-Accessoires wie Cappuccino- oder Latte-macchiato-Bechern ist das ein nicht zu verachtender Nebeneffekt.