Was bedeuten Fliesenkleber-Normen für den Fliesenleger?
Welcher Fliesenkleber wird für diese Fliesen benötigt?
Der Absatz von Fliesen nimmt weltweit zu. Dasselbe gilt für die Vielfalt der Fliesen und Untergründe. Großformatige Fliesen, die wie Naturstein aussehen sind ebenso gebräuchlich wie glitzernde, glasähnliche Fliesen in Kleinstformaten. Verlegt wird auf Beton, Gipskartonplatten, Holz oder sogar auf alten Fliesen. In den meisten Fällen funktioniert dies nur mit technisch hoch entwickelten, polymermodifizierten Fliesenklebern. Doch wie wählt man den richtigen Fliesenkleber aus? Normen geben wichtige Hinweise.
Einen Einheits-Fliesenkleber gibt es nicht
Ein Fliesenkleber muss exakt auf die verwendeten Fliesen, den Untergrund und die Umgebungsbedingungen abgestimmt sein. Seit den 1960er Jahren begannen Dünnbettfliesenkleber zunächst in Deutschland und später in ganz Europa das Dickbettverfahren abzulösen. Als Reaktion darauf wurde im Jahr 1995 die Europäische Norm EN 12004 entwickelt, die seitdem als weltweite Referenz für die Klassifizierung von Fliesenklebern gilt. Diese werden je nach ihrer Haftfestigkeit in zwei große Klassen eingeteilt.
Die Klassifizierung C1 und C2
Für die sichere Verklebung auf Trockenbauwänden benötigt man selbst bei kleinen Fliesen einen C1-Fliesenkleber.
Normale Kleber: C1
C1-Kleber werden für Keramik- und Feinsteinzeugfliesen mit höherer Wasseraufnahme und für die Verlegung auf Fußbodenheizungen, im Freien, in Bereichen mit hoher Luftfeuchtigkeit und auf Trockenbauwänden oder Abdichtungsmaterialien empfohlen. Für anspruchsvollere Untergründe und Bedingungen sollten C1-Kleber mit einem höheren Polymeranteil modifiziert werden, um die Flexibilität und Haftkraft zu erhöhen sowie die Haltbarkeit und das optische Erscheinungsbild der Fliesen zu erhalten. C1-Kleber sollten nicht für Fliesen verwendet werden, die größer als 30 x 30 cm sind.
Die Haftfestigkeit muss mindestens 0,5 MPa (0,5 N/mm2) betragen.
Das Verlegen von Fliesen auf Altfliesen spart Zeit, ist aber eine Herausforderung. Typischerweise verwendet man dafür C2-Kleber.
Verbesserte Kleber: C2
Diese Kleber werden für alle Arten von Keramik- und Feinsteinzeugfliesen und für fast alle Untergründe, einschließlich alter Fliesen, empfohlen. Die Fliesenformate können bei C2-Klebern bis zu 60 x 60 cm betragen.
Die Klebekraft beträgt mindestens 1 MPa (1 N/mm2).
Die Klassifizierung S1 und S2
Böden mit Fußbodenheizung erfordern zumindest flexible S1-Fliesenkleber.
Sowohl C1- als auch C2-Fliesenkleber können zusätzlich auch als S1 oder S2 klassifiziert werden, was auf ihre Flexibilität hinweist: S1 ist ein flexibler Kleber; S2 ist ein hochflexibler Kleber.
Flexible Kleber: S1
S1-Kleber sind zwingend erforderlich für Feinsteinzeugfliesen mit sehr geringer Wasseraufnahme, für größere Formate (z. B. 30 x 60 cm) und für die Verlegung von Fliesen auf kritischen Untergründen wie Gipskartonplatten, Fußbodenheizungen und auf Altfliesen.
Hochflexible Kleber: S2
S2-Kleber sind hochflexibel. Sie eignen sich für sehr große Fliesen und Sonderfälle.
Fliesenkleber mit besonderen Eigenschaften: Die Buchstaben T, E und F bei C1- und C2-Klebern weisen auf eine erhöhte Standfestigkeit (T), eine verlängerte offene Zeit (E) und schnelles Abbinden (F) des Klebers hin.
Das offizielle Klassifizierungssystem gibt Orientierung bei Auswahl und Vergleich von Fliesenklebern. Aber ist das alles, was man wissen muss?
Moderne Fliesen unterscheiden sich oft stark von den in der Norm spezifizierten Fliesen, die zum Testen von Fliesenklebern verwendet werden.
Für die Einstufung als C1 oder C2 gemäß EN 12004, wird die Haftzugfestigkeit von Fliesenklebern anhand einer „Standard“-Keramikfliese und einer „Standard“-Betonplatte bewertet. In der Praxis weichen jedoch sowohl die Fliesen als auch der Untergrund von diesen idealen Laborbedingungen ab.
Bei Fliesen wird Feinsteinzeug mit sehr geringer Porosität und Wasseraufnahme und hochgleichmäßiger, glatter Oberfläche immer populärer. Auch eine ausgeprägte Struktur auf der Rückseite kommt häufig vor; einige sehr dünne Fliesen werden auf der Rückseite sogar mit einem Fasernetz verstärkt. Und Untergründe wie alte Fliesen, Gipskartonplatten oder größere Untergrundflächen, die ständig kleinen Bewegungen ausgesetzt sind, stellen andere Ansprüche als die „Labor“-Betonplatte.
Warum Normen nicht alles sagen
Wir haben verschiedene auf dem Markt befindliche Fliesen im Vergleich mit der „Standardfliese“ nach Prüfnorm EN 12004-2 getestet. Dabei haben wir festgestellt, dass bei modernem Feinsteinzeug mit sehr geringer Wasseraufnahme selbst ein normaler C2-Fliesenkleber an seine Grenzen stoßen kann.
Für solche anspruchsvollen Fliesen ist ein flexibler C2S1-Klebstoff mit einem höheren Polymeranteil erforderlich, um eine sichere und dauerhafte Verbindung zwischen den Fliesen und dem Untergrund zu erzielen und somit die Leistungsfähigkeit des Fliesenbelags zu gewährleisten. Unsere Erkenntnisse im Überblick:
1. Modernes Feinsteinzeug mit geringer Porosität erfordert einen höheren Polymergehalt
2. Ausgeprägt strukturierte Fliesenrückseite erfordert eine Kontaktschicht
Der Grund für die geringere Haftfestigkeit ist die Struktur auf der Rückseite: sie verhindert, dass der Fliesenkleber die poröse Fliesenoberfläche erreicht. Dieses Problem lässt sich durch das Aufbringen einer Kontaktschicht auf der Rückseite oder das sogenannte „Backbuttering“ der Fliese lösen. Diese Technik wird auch für Fliesen empfohlen, die größer als 30 x 30 cm sind.
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