Das Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) hat sich im Geschäftsjahr 2021 mit 1,54 Mrd. € (2020: 666 Mio. €) mehr als verdoppelt. Das entspricht einer EBITDA-Marge von 24,8 Prozent (2020: 14,2 Prozent). Neben den höheren Preisen und den gestiegenen Absatzmengen haben Einsparungen aus dem laufenden Effizienzprogramm des Konzerns die Ergebnisentwicklung im operativen Geschäft positiv beeinflusst. Die zum Teil stark gestiegenen Preise für Rohstoffe und Energie haben das EBITDA dagegen um rund 500 Mio. € gemindert.
Das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) summierte sich im vergangenen Geschäftsjahr auf 1,13 Mrd. € (2020: 263 Mio. €). Das entspricht einer EBIT-Marge von 18,3 Prozent (2020: 5,6 Prozent). Der starke Anstieg im Jahresvergleich ist vor allem eine Konsequenz des hohen EBITDA bei annähernd gleichgebliebenen Abschreibungen Diese beliefen sich im Geschäftsjahr 2021 auf 404 Mio. € (2020: 404 Mio. €). Das Jahresergebnis 2021 beträgt 828 Mio. € (2020: 202 Mio. €).
Bei der Dividende peilt das Unternehmen einen neuen Höchstwert an. Vorstand und Aufsichtsrat schlagen der Hauptversammlung eine Dividende von 8,00 € je Aktie vor. Damit schüttet WACKER entsprechend seiner Dividendenpolitik rund 50 Prozent des Jahresergebnisses aus. Bezogen auf die am 31. Dezember 2021 dividendenberechtigten Aktien entspricht die Bardividende einer Ausschüttungssumme von 397 Mio. €. Bezogen auf den durchschnittlichen Börsenkurs der WACKER-Aktie im Jahr 2021 ergibt sich eine Dividendenrendite von 6,0 Prozent.
In den kommenden Jahren will WACKER sein Wachstum beschleunigen. Im Geschäftsjahr 2022 soll der Umsatz auf etwa 7 Mrd. € zulegen. Verantwortlich dafür sind vor allem höhere Preise, höhere Absatzmengen im Chemiegeschäft und positive Produktmixeffekte in allen Geschäftsbereichen. Das EBITDA des Konzerns wird 2022 zwischen 1,2 Mrd. € und 1,5 Mrd. € erwartet und käme damit am oberen Ende an die Größenordnung des Vorjahres heran. Hier belasten höhere Preise für Energie und Rohstoffe die Ergebnisentwicklung voraussichtlich mit rund 1 Mrd. €. Diese Mehrkosten sollen aber über Preiserhöhungen zu einem wesentlichen Teil weitergegeben werden. Einsparungen aus den laufenden Effizienzprogrammen des Unternehmens wirken positiv auf die Ergebnisentwicklung. Der Jahresüberschuss des Konzerns wird deutlich unter dem Vorjahr liegen.
In den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres entwickelt sich das Geschäft von WACKER weiter dynamisch. Die Nachfrage ist in allen Geschäftsbereichen hoch. Sowohl der Konzernumsatz als auch das EBITDA liegen klar über Vorjahr. Insgesamt rechnet WACKER im 1. Quartal 2022 mit einem Konzernumsatz von rund 2 Mrd. € (Q1 2021: 1,36 Mrd. €). Das EBITDA des Konzerns wird im 1. Quartal 2022 deutlich wachsen und im Vergleich zum Vorjahr stärker steigen als der Umsatz. Hier machen sich vor allem die höheren Preise sowie die weiterhin hohe Nachfrage positiv bemerkbar. Zudem hat WACKER zum Jahresanfang noch von Konditionen bei Rohstoffen und Energie profitiert, die bereits im vergangenen Jahr eingekauft worden sind.
„Bei aller Vorsicht, die wegen der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine und der nach wie vor andauernden Pandemie geboten ist, gehen wir mit Zuversicht ins Geschäftsjahr 2022“, sagte Konzernchef Christian Hartel am Dienstag in München. „Wir erwarten, dass sich unser Chemiegeschäft im weiteren Jahresverlauf gut entwickeln wird. Wir rechnen hier mit höheren Preisen, steigenden Absatzmengen und positiven Produktmixeffekten. Im Polysiliciumgeschäft erwarten wir ebenfalls höhere Preise und einen besseren Produktmix.“
Mit Blick auf die Entwicklungen in Osteuropa gab Hartel seiner Betroffenheit und Sorge Ausdruck: „Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei den Menschen, die unter den Kampfhandlungen in der Ukraine leiden.“
Welche Folgen sich politisch und wirtschaftlich aus dem Überfall Russlands auf die Ukraine noch ergeben könnten, sei gegenwärtig nicht verlässlich abzuschätzen, sagte Hartel. Die direkten Folgen auf der Absatzseite seien überschaubar: „Alle GUS-Staaten zusammen stehen für weniger als 2 Prozent des Konzernumsatzes“, erläuterte der Vorstandschef. Sorge bereiteten dagegen vor allem die bereits massiv gestiegenen Gas- und Strompreise.
Investitionen
Die Investitionen des Konzerns beliefen sich im Geschäftsjahr 2021 auf 344 Mio. € (2020: 224 Mio. €). Das sind 53 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Ein Schwerpunkt der Investitionstätigkeit war auch im vergangenen Jahr der Ausbau der Kapazitäten in den Chemiebereichen. Am chinesischen Standort Nanjing errichtet WACKER gegenwärtig einen neuen Reaktor für Dispersionen sowie einen Sprühtrockner für Dispersionspulver. Die Inbetriebnahme des Dispersionsreaktors ist für die zweite Jahreshälfte geplant, der Sprühtrockner soll 2023 die Produktion aufnehmen.
An seinem niederländischen Standort Amsterdam hat das Unternehmen in den Aufbau von Kapazitäten für die Herstellung von Impfstoffen sowie in Anlagen zur Produktion von Biopharmazeutika investiert.
Weitere Investitionsmittel flossen in eine Reihe kleiner und mittelgroßer Projekte für Zwischen- und Endprodukte sowie in Infrastrukturmaßnahmen an den Standorten Burghausen und Nünchritz.
Mitarbeiter
Die Zahl der Mitarbeiter im Konzern ist im Geschäftsjahr 2021 um 123 Beschäftigte gewachsen. Zum 31. Dezember 2021 waren weltweit 14.406 Mitarbeiter (31.12.2020: 14.283 Mitarbeiter) für WACKER tätig. An den deutschen Standorten arbeiteten zum Stichtag 10.006 Mitarbeiter (2020: 10.096), im Ausland waren es 4.400 (2020: 4.187).
Netto-Cashflow, Nettofinanzschulden und Eigenkapitalquote
Der Netto-Cashflow von WACKER summierte sich 2021 auf 761 Mio. € (2020: 698 Mio. €) und wuchs damit gegenüber dem sehr starken Vorjahr nochmals um 9 Prozent. Ausschlaggebend für diesen Anstieg war der hohe Mittelzufluss aus dem operativen Geschäft. Dabei hat die Einzahlung in eine Treuhandgesellschaft zur teilweisen Finanzierung der von WACKER über Direktzusagen eingegangenen Pensionszusagen den ausgewiesenen Netto-Cashflow um 250 Mio. € gemindert. Bei dieser Einzahlung geht es um diejenigen Firmenleistungen, die über die Grundversorgung der Pensionskasse der Wacker Chemie VVaG hinausgehen. In der Bilanz wird dieser Betrag als Planvermögen ausgewiesen und reduziert so die Pensionsrückstellungen in gleicher Höhe. Diese liegen zum Jahresende 2021, auch aufgrund gestiegener Diskontierungszinsen, bei 1,81 Mrd. € (31.12.2020: 2,71 Mrd. €). „Mit dem neuen Planvermögen werden zukünftige Belastungen aus den Pensionszusagen verringert, was sich positiv auf die Kennzahlen der Bilanz und den Cashflow auswirken wird“, hob Vorstandschef Christan Hartel hervor.
Die hohen Einzahlungen aus dem operativen Geschäft haben sich auch auf die Nettofinanzposition des Konzerns positiv ausgewirkt. WACKER weist zum Stichtag 31. Dezember 2021 ein Nettofinanzvermögen von 547 Mio. € (31.12.2020: Nettofinanzschulden von 68 Mio. €) aus.
Die Bilanzsumme des WACKER-Konzerns lag zum 31. Dezember 2021 bei 8,13 Mrd. € (31.12.2020: 6,95 Mrd. €). Das ist ein Anstieg um 17 Prozent. Die größten Veränderungen betreffen die Liquidität. WACKER weist zum 31. Dezember 2021 liquide Mittel in Höhe von 1,98 Mrd. € (31.12.2020: 1,34 Mrd. €) aus. Die wesentlichen Gründe dafür sind der hohe Mittelzufluss aus dem operativen Geschäft sowie erhaltene Anzahlungen für künftige Polysiliciumlieferungen. Auf der Passivseite hat sich das Eigenkapital des Konzerns stark erhöht. Es belief sich zum Bilanzstichtag auf 3,10 Mrd. € (31.12.2020: 1,69 Mrd. €). Damit beträgt die Eigenkapitalquote 38 Prozent (31.12.2020: 24 Prozent).
Geschäftsbereiche
Der Umsatz im Geschäftsbereich WACKER SILICONES ist im Jahr 2021 um 16 Prozent gewachsen. Er belief sich auf 2,60 Mrd. € (2020: 2,24 Mrd. €). Dafür verantwortlich sind höhere Preise, gestiegene Mengen sowie Produktmixeffekte. Noch deutlich stärker zugelegt hat das EBITDA. Es wuchs preis- und mengenbedingt um 43 Prozent auf 553 Mio. € (2020 388 Mio. €).
Der Umsatz von WACKER POLYMERS hat sich 2021 deutlich erhöht. Er stieg um 29 Prozent auf 1,67 Mrd. € (2020: 1,30 Mrd. €). Die Ursachen dafür sind deutlich höhere Preise, höhere Absatzmengen und Produktmixeffekte. Das EBITDA lag mit 253 Mio. € (2020: 271 Mio. €) um 7 Prozent unter dem Wert des Vorjahres. Die stark gestiegenen Rohstoffpreise konnte der Geschäftsbereich mit Preisanhebungen und höheren Absatzmengen nahezu ausgleichen.
Der Geschäftsbereich WACKER BIOSOLUTIONS konnte 2021 seinen Umsatz um 20 Prozent auf 296 Mio. € (2020: 246 Mio. €) steigern. Maßgeblich für den Anstieg waren bessere Preise sowie höhere Absatzmengen bei biopharmazeutischen Produkten und bei Cyclodextrinen. Das EBITDA liegt mit 39 Mio. € (2020: 38 Mio. €) leicht über Vorjahr. Hier wirkten sich Integrationskosten für den neuen Standort in San Diego im Ergebnis aus.
Der Umsatz von WACKER POLYSILICON hat sich im Geschäftsjahr 2021 fast verdoppelt. Er stieg um 93 Prozent auf 1,53 Mrd. € (2020: 792 Mio. €). Die wesentlichen Gründe dafür sind deutlich gestiegene Preise, vor allem für Solarsilicium, sowie höhere Absatzmengen. Noch wesentlich stärker wuchs das EBITDA. Es hat sich mit 657 Mio. € (2020: 5 Mio. €) im Jahresvergleich vervielfacht. Ausschlaggebend für den Ergebnisanstieg waren vor allem wesentlich höhere Preise, höhere Absatzmengen, insbesondere bei Material für die Halbleiterindustrie, sowie weitere Verbesserungen bei den Herstellungskosten.
Ausblick
WACKER will in den kommenden Jahren sein Wachstum beschleunigen und stellt dafür die Weichen.
„Ein erstes Ausrufezeichen haben wir mit unseren neuen, ambitionierten Nachhaltigkeitszielen gesetzt, die wir Ende des vergangenen Jahres vorgestellt haben“, erläuterte Vorstandschef Christian Hartel. Nach seinen Worten hat Nachhaltigkeit für WACKER zwei Aspekte: „Zum einen werden wir unseren ökologischen Fußabdruck deutlich verbessern. Bis zum Jahr 2030 wollen wir unsere absoluten Treibhausgasemissionen um 50 Prozent senken. Zum anderen eröffnen sich für uns durch die weiter zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeit in allen Lebensbereichen attraktive Geschäftsperspektiven.“
Mit seinen Anwendungen und Produkten, so Hartel weiter, biete der Münchner Chemiekonzern seinen Kunden eine Vielzahl von Lösungen, die es ihnen möglich machten, ihre eigenen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. „Schon heute zahlen mehr als zwei Drittel unseres gesamten Produktportfolios auf diesen Werttreiber ein“; hob Hartel hervor.
Der Vorstandschef verwies in diesem Zusammenhang auch auf die neuen Wachstumsziele, die WACKER bis 2030 erreichen will: „Unser einzigartiges, lösungsgetriebenes und vielfältiges Produktportfolio eröffnet uns Chancen für zusätzliches und profitables Geschäft, die wir entschlossen nutzen. Auch unsere Kunden und die Märkte wollen das. Wir haben dazu viele positive Signale von unseren Kunden erhalten. Wir werden unsere Kundennähe weiter stärken. Sie ist der Schlüssel für unseren dauerhaften Erfolg.“ WACKER wird seine neuen Wachstumsziele am 29. März im Rahmen eines Kapitalmarkttags vorstellen.
Für das Geschäftsjahr 2022 rechnet WACKER mit einem Umsatz in der Größenordnung von 7 Mrd. €. Das EBITDA wird zwischen 1,2 Mrd. € und 1,5 Mrd. € erwartet. Dabei belasten höhere Preise für Energie und Rohstoffe die Ergebnisentwicklung voraussichtlich mit rund 1 Mrd. €. Diese Mehrkosten sollen aber über Preiserhöhungen zu einem wesentlichen Teil weitergegeben werden. Die EBITDA-Marge wird voraussichtlich deutlich unter Vorjahr liegen. Die Investitionen werden mit 550 Mio. € bis 600 Mio. € deutlich höher sein als im Vorjahr. Sie liegen damit auch deutlich über den Abschreibungen, die sich auf rund 400 Mio. € belaufen. Der Konzernjahresüberschuss wird deutlich unter dem Vorjahr liegen. Der Netto-Cashflow soll deutlich positiv, aber deutlich niedriger als im Vorjahr sein. Das Nettofinanzvermögen wird deutlich unter dem Vorjahr erwartet, bleibt aber positiv.
In seinem Chemiegeschäft sieht WACKER für das laufende Jahr gute Chancen, den Umsatz weiter zu steigern. WACKER SILICONES erwartet einen Umsatz von etwa 3 Mrd. €, der Umsatz von WACKER POLYMERS soll bei etwa 2 Mrd. € liegen. Die EBITDA-Marge der beiden Geschäftsbereiche erwartet WACKER auf dem Niveau des Vorjahres.
WACKER BIOSOLUTIONS geht ebenfalls von einem Umsatzanstieg aus, der voraussichtlich im niedrigen zweistelligen Prozentbereich liegen wird. Das EBITDA soll leicht unter dem Vorjahr liegen, weil unter anderem höhere Aufwendungen für Digitalisierung im Biopharma-Bereich die Ergebnisentwicklung bremsen.
WACKER POLYSILICON erwartet für 2022 einen Umsatz von etwa 1,6 Mrd. €. Ausschlaggebend dafür sind höhere Durchschnittspreise sowie ein weiter verbesserter Produktmix. Das EBITDA wird voraussichtlich zwischen 330 Mio. € und 500 Mio. € liegen.
Hinweise für die Redaktionen: Der Bericht zum Geschäftsjahr 2021 steht auf den Internet-Seiten von WACKER (www.wacker.com) unter Investor Relations zum Download zur Verfügung.
Die Bilanzpressekonferenz der Wacker Chemie AG findet in diesem Jahr pandemiebedingt als hybride Veranstaltung statt. Sie können diese heute ab 10.30 Uhr im Internet unter folgendem Link verfolgen: www.wacker.com/presse