Wie der richtige Fliesenkleber Schäden an Fliesen verhindert
Warum sehen wir so häufig Fliesen, die sich ablösen? Ein wichtiger Grund ist, dass zwar viel Zeit und Energie in die Auswahl der Fliesen fließt, dem Fliesenkleber aber nicht allzu viel Aufmerksamkeit geschenkt wird. Ein schwerer Fehler, wie wir im Folgenden zeigen wollen.
Moderne Fliesen unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von den Fliesen, die wir vor 20 Jahren verlegt haben. Hier wollen wir uns auf einen Aspekt konzentrieren: die Wasseraufnahmefähigkeit der Fliesen und wie diese die Haftung beeinflusst.
Wasseraufnahmefähigkeit und Haftung
Keramische Fliesen werden unter anderem nach ihrer Wasseraufnahmefähigkeit klassifiziert. Auch die EN-Norm 14411 „Keramische Fliesen und Platten – Definitionen, Klassifizierung, Qualitätsmerkmale und Kennzeichnung“ unterteilt Fliesen und Platten nach diesem Kriterium in drei Gruppen. Grundlage ist das Wasseraufnahmevermögen Eb (E aus dem Französischen für eau). Sie gibt die Wassermenge in % an, die im Verhältnis zum Gewicht der Fliese aufgenommen werden kann bzw. definiert den maximal zulässigen Wert. Die folgenden Abbildungen zeigen typische Beispiele für verschiedene Fliesenkategorien nach EN-Norm 14411 (Vorder- und Rückseite).
Kategorie Bla:
Feinsteinzeug – extrem hohe Dichte
Fliesen mit sehr geringer Wasseraufnahme von unter 0,5 %; Beispiele: Porzellanfliesen, unglasierte Fliesen, vollverglaste Fliesen
Beispiel: glasierte Porzellanfliese mit Rückengewebe
Kategorie Blb:
Steinzeugfliesen – hohe Dichte
Fliesen mit geringer Wasseraufnahme zwischen 0,5 % und 3,0 %, Beispiele: Feinsteinzeugfliesen
Beispiel: unglasierte Keramikfliese, Wasseraufnahmevermögen 0,5 < Eb ≤ 3,0 %
Kategorie Blla:
Steinzeugfliesen – mittlere Dichte
Fliesen mit mittlerer Wasseraufnahme zwischen 3,0 % und 6,0 % (keramisch)
Beispiel: glasierte Keramikfliese mit porösem Rückenprofil, Wasseraufnahmevermögen 3,0 < Eb ≤ 6,0 %
Kategorie Bllb:
Steinzeugfliesen – geringe Dichte
Fliesen mit hoher Wasseraufnahme von über 6,0 % (keramisch)
Beispiel: glasierte Keramikfliese mit porösem Rückenprofil, Wasseraufnahmevermögen 6,0 < Eb ≤ 10,0 %
Fliesen haben sich verändert – Fliesenkleber sollten es auch
Nach unseren Recherchen werden im Jahr 2020 etwa 40 % aller weltweit verwendeten Fliesen ein Wasseraufnahmevermögen von 0,5 % oder geringer haben (gemäß der Definition der American Society for Testing and Materials (ASTM), Abschnitt C373). Das hat ästhetische, aber auch praktische Gründe: Je geringer die Wasseraufnahme, desto höher die Haltbarkeit und Festigkeit.
Poröse Fliesen nehmen nicht nur Wasser auf, sondern auch Schmutz, Öl und Salz. Sie neigen zu Fleckenbildung, haben eine geringe Abriebfestigkeit und eignen sich nur bedingt für Nassbereiche. Außerdem eignen sie sich weniger für den Außenbereich, wo sie nach Regen oder Frost-Tau-Wechseln brechen können. In all diesen Fällen werden verstärkt Fliesen mit geringer Wasseraufnahme bevorzugt. Aber wie haften diese modernen Fliesen? Der Schlüssel liegt in der Bauchemie: Werden Fliesenkleber polymermodifiziert, gewährleisten sie die Haftung zwischen einer großen Anzahl von Untergründen und sogar sehr dichten Fliesen.
Herkömmliche Fliesenkleber aus Zement, Füllstoffen und Wasser haben sich bei porösen Fliesen bewährt. Der Zement dringt in die Poren der Fliese ein und bildet eine Verankerung zwischen Fliese und Fliesenkleber. So erzielt der traditionelle Fliesenkleber eine ausreichende Haftfestigkeit für die Fliese.
Wird jedoch derselbe Fliesenkleber auf eine moderne Porzellanfliese aufgetragen, bleibt der Zement nicht auf der Rückseite haften. Nach dem Aushärten versagt der Kleber, die Fliesen lösen sich ab.
Unter dem Mikroskop: Keramik vs. Feinsteinzeug
Die Polymermodifikation gleicht geringe Wasseraufnahme aus
Polymermodifizierte Fliesenkleber verbessern die Haftung. Bei der Aushärtung bildet das Polymer Brücken und haftet physikalisch selbst auf sehr glatten und dichten Fliesen. Das Foto zeigt einen polymermodifizierten Fliesenkleber auf der Rückseite einer Fliese aus Feinsteinzeug. Die Zementkristalle werden durch flexible Polymerbrücken ergänzt, die stark an der Fliese haften.
Daraus folgt: Moderne Fliesen brauchen moderne Fliesenkleber
Verschiedene Fliesenklassen benötigen unterschiedliche Fliesenkleber. Generell gilt: Je dichter die Fliese, desto höher sollte der Polymeranteil sein. Nach EN 12004-1 werden für sehr dichte Feinsteinzeugfliesen in der Regel S1-Fliesenkleber mit einem Polymeranteil von 5 – 6 % empfohlen. Für große Formate können S2-Klebstoffe mit einem Polymergehalt von bis zu 12 % erforderlich sein, um eine gute Haftung zu gewährleisten und Spannungen zwischen Untergrund und Fliese flexibel auszugleichen. Das verteuert den Fliesenkleber zwar, gemessen an den Gesamtbaukosten bleibt das jedoch ein sehr kleiner Prozentsatz – aber einer, der eine Menge Ärger verursachen oder ersparen kann.
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