begrüntes Hochhaus

Die Nachhaltigkeit eines Baus beginnt schon bei der Auswahl der Baustoffe.

26.05.2020 Lesezeit: ca. MinutenMinute

Zertifizierte Alternative

Immer mehr Architekten und Bauherren berücksichtigen schon bei der Planung ökologische Kriterien – zum Beispiel die Herkunft der verwendeten Baustoffe. Mit VINNAPAS® eco Dispersionspulvern (ehemals VINNECO®) bietet WACKER jetzt Polymere an, die auf Essigsäure aus Holzabfällen basieren.

Die Unternehmensberatung A.T. Kearney befragte im letzten Jahr 1.500 repräsentativ ausgewählte Deutsche, welche Maßnahmen sich ihrer Einschätzung nach am besten eignen, um den CO2-Ausstoß eines Durchschnittsbürgers am stärksten zu senken. Die Befragten konnten dabei aus sieben Möglichkeiten auswählen. Nur ganze vier Prozent nannten die richtige Antwort: Die größte Wirkung hat eine Gebäudedämmung.

Moderne Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) bestehen aus einem Unterputz, einem Dämmstoff wie Styropor oder Mineralwolle und einem Oberputz. Diese Systeme eignen sich besonders, um bereits existierende Gebäude nachzurüsten und so deren Energieverbrauch deutlich zu verringern. Schon ein Anteil von weniger als vier Prozent VAE-Dispersionspulver (VAE steht für Vinylacetat-Ethylen-Copolymere) von WACKER im Putzmörtel reicht aus, um die eigentliche Dämmplatte äußerst stabil und dauerhaft mit der vorhandenen Gebäudehülle verbinden zu können.

Befestigung eines Wärmedämmverbundsystems

Ein Handwerker befestigt ein Wärmedämmverbundsystem an einer Fassade. Der Klebemörtel, auf dem die eigentliche Dämmung angebracht wird, benötigt Vinylacetat-Ethylen-Dispersionen, um die nötige Haftung zu entfalten.

Unter ihrem Markennamen VINNAPAS® sind VAE-Dispersionspulver von WACKER in vielen Bauanwendungen führend, weil sie hohe Bindekraft mit hoher Flexibilität verbinden. In Haftmörteln für Dämmplatten kommen sie ebenso zum Einsatz wie in Wandfarben und Trockenmörteln, die als Bindemittel in Fliesenklebern, Selbstverlaufsmassen oder Putzmörteln Verwendung finden. Die dafür verwendeten Rohstoffe – Ethylen sowie die für das Vinylacetat nötige Vorstufe Essigsäure – stammten bis vor Kurzem ausschließlich aus Erdgas und Erdöl, also aus fossilen Quellen.

In einigen europäischen Ländern gibt es allerdings bereits Umweltdeklarationen für Bauprodukte, die beeinflussen, welche Materialien die Architekten während der Planungsphase auswählen. Ein Trend, der in den nächsten Jahren von der Europäischen Union ebenso wie von nationalen Gesetzgebern wohl auch noch weiter vorangetrieben werden wird. Und auch Endverbraucher, darunter so mancher Heimwerker, legen zunehmend Wert auf die Herkunft der Rohstoffe, auf denen ihre Fliesenkleber und ihre Innenfarbe basieren.

Wald

Das Holz, auf dem die VINNAPAS® eco Produktlinie basiert, stammt aus zertifizierten Wäldern, die nicht weiter als 500 Kilometer vom Produktionsstandort Burghausen entfernt sein dürfen.

Marktforschung auf dem Bau

Auch die europäischen Baustoffhersteller greifen dieses Marktbedürfnis auf, wie eine Umfrage zeigt, die 2019 von WACKER bei einem Marktforschungsinstitut in Auftrag gegeben wurde. Die Marktforscher erkundigten sich bei den Mitarbeitern aus den Einkaufs- und Forschungsabteilungen der Baustoffindustrie, in welchen Bereichen sie gerne im Zusammenspiel mit WACKER Innovationen voranbringen würden. 41 Prozent der Befragten gaben daraufhin den Bereich Nachhaltigkeit an.

WACKER geht daher bei den VAE-Dispersionspulvern nun einen neuen Weg: Der Konzern bietet den Kunden jetzt eine Alternative zu einem seiner bekanntesten Verkaufsprodukte, VINNAPAS® 5044 N, an, die rechnerisch vollständig aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wird. Das Wort „rechnerisch“ bedeutet dabei: Für die Produktion der VAE-Dispersionspulver wird so viel Essigsäure auf Basis nachwachsender Rohstoffe eingesetzt, dass sie in der Massenbilanz die weiterhin eingesetzten fossilen Bestandteile in VINNAPAS® eco 5044 N – so heißt die „grüne“ Alternative – aufwiegt.

Die biobasierte Essigsäure ist ein Nebenprodukt aus der holzverarbeitenden Industrie, z.B. der Zellstoffindustrie. Das Holz selbst stammt aus nachhaltig angebauten Wäldern innerhalb eines 500 Kilometer Radius rund um das WACKER Werk Burghausen. Die daraus resultierende biobasierte Essigsäure ist nach PEFC® (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes) Standard zertifiziert. Dadurch werden neben den CO2-Emissionen auch der Transport- und der Logistikaufwand gering gehalten.

„Mit Greenwashing, also dem Umhängen eines ,grünen‘ Mäntelchens, hat das Aufstellen einer Massenbilanz nichts zu tun.“

– Frank Reichle, Director Construction Polymers Western Europe

„Jeder Kunde, der sich für VINNECO® 5044 N (heute VINNAPAS® eco 5044 N) entscheidet, trägt dazu bei, dass sich der Anteil der nachwachsenden Rohstoffe in der Dispersionspulverproduktion von WACKER erhöht“, so Frank Reichle. Mithilfe des Massenbilanzverfahrens lässt sich rechnerisch der Anteil der VAE-Dispersionen ermitteln, der aus erneuerbaren und somit nicht fossilen Rohstoffen produziert wurde.

Und zwar nachweislich, wie Reichles Kollegin, die Sales-Managerin Claudia Mauritz, betont: „Die international anerkannte Prüf- und Zertifizierungsstelle TÜV Süd hat uns bescheinigt, dass unser Massenbilanzverfahren den Kriterien ihres internationalen Standards CMS 71 entspricht.“

Alles auf einer Anlage

Hergestellt werden die beiden Typen, VINNAPAS® 5044 N und VINNAPAS® eco 5044 N, auf derselben Anlage in Burghausen: Eine getrennte Produktion mit Rohstoffen aus fossilen Quellen auf der einen Seite und nachwachsenden Rohstoffen auf der anderen Seite wäre derzeit nicht wirtschaftlich. „Längerfristig kann sich diese Situation aber ändern, vor allem dann, wenn unsere Kunden VINNECO® (heute VINNAPAS® eco) stark nachfragen“, betont Reichle.

Kunden, die bisher VINNAPAS® 5044 N eingesetzt haben, müssen beim Umstieg auf den biobasierten Zwilling – VINNAPAS® eco 5044 N – übrigens nichts an ihren Rezepturen oder Prozessen ändern: Die beiden Dispersionspulver sind chemisch identisch und verfügen über dieselben Eigenschaften.

Käufer von VINNAPAS® eco bekommen aber die zertifizierte Gewissheit, dass sie zu einem geringeren ökologischen Fußabdruck der Dispersionspulverproduktion von WACKER beitragen. Und weil es im Marketing darauf ankommt, nicht nur Gutes zu tun, sondern vor allem auch darüber zu reden, dürfen Baustoffhersteller das TÜV-Süd-Zertifikat auch für die eigene Zertifizierung nutzen. „Damit können sie wiederum ihre Kunden darauf hinweisen, dass sie VAE-Polymere in ihren Produkten verwenden, die auf nachwachsenden Rohstoffen basieren“, erklärt WACKER-Managerin Claudia Mauritz.

Während bei den flüssigen Dispersionen die VINNECO® Marke (heute VINNAPAS® eco), die für Produkte auf Basis nachwachsender Rohstoffe steht, schon vor über einem Jahr eingeführt wurde, bildet VINNAPAS® eco 5044 N bei den Dispersionspulvern den Vorreiter unter den biobasierten Typen. „Als sehr verkaufsstarke Type, die insbesondere in Wärmedämmverbundsystemen zum Einsatz kommt, ist VINNECO® 5044 N (heute VINNAPAS® eco 5044 N) für diesen Ansatz besonders gut geeignet“, betont Claudia Mauritz. „Aber wenn unsere Kunden es wünschen, sind wir mit wenigen Monaten Vorlauf in der Lage, neben 5044 N weitere VINNECO® Typen (heute VINNAPAS® eco) anzubieten, die auf Essigsäure aus nachwachsenden Rohstoffen basieren.“

Eine Anlage für zwei Einsatzstoffe: VINNAPAS® und VINNAPAS® eco Produkte ebenso wie BELSIL® und BELSIL® eco Produkte werden in ein und derselben Anlage produziert. Das Massenbilanzverfahren dient dazu, rechnerisch den Anteil zu bestimmen, der auf nachwachsenden Rohstoffen basiert. Beide Produkte sind chemisch vollständig identisch.