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Zement im Umbruch

Die Bauindustrie hatte in letzter Zeit mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Zementindustrie zum Beispiel hat ein Jahr der Stagnation hinter sich und tut sich schwer damit, die Dekarbonisierung in die Praxis umzusetzen. Dennoch sagen Experten dem Zement ein „goldenes Zeitalter" voraus. Was bedeutet das für uns bei WACKER und für unsere Kunden? Wir baten unseren Experten Gustavo Soares, Global Segment Manager, um seine Einschätzung.

Gustavo, du bist Global Segment Manager für Fliesenkleberanwendungen. Welche Rolle spielt die Zementindustrie für WACKER und unsere Kunden?

Gustavo Soares: Bei WACKER haben wir eine lange Tradition in der Entwicklung und Herstellung von polymeren Dispersionen und Pulvern. Diese Produkte, die wir unter dem Markennamen VINNAPAS® vermarkten, kommen weltweit zum Einsatz, um die Eigenschaften zementgebundener Baustoffe wie Fliesenkleber, Putze, Mörtel in Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) und Selbstverlaufsmassen zu verbessern. Zementhaltige Produkte zeichnen sich typischerweise durch die Verwendung von Zement aus. Dementsprechend hat die Zementindustrie für WACKER und für unsere Kunden eine besondere Bedeutung.

Welche Veränderungen prägen derzeit die Zementindustrie?

Verschiedene Herausforderungen haben dazu geführt, dass die Zementindustrie im vergangenen Jahr nicht so stark gewachsen ist wie prognostiziert. In einigen Ländern kämpft die Bauindustrie mit spezifischen wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Global gesehen steht sie jedoch vor allem vor der Aufgabe, ihre CO2-Emissionen senken zu müssen. Da der Großteil der Emissionen vom Zement verursacht wird, gibt es Bemühungen, die Menge des verwendeten Zements zu reduzieren und Zemente zu verwenden, die weniger CO2 produzieren.

Gustavo Soares, Global Segment Manager für Fliesenkleberanwendungen

Wie wirkt sich das auf die Kunden aus?

Zement definiert sich durch seine hydraulischen Eigenschaften, das heißt, er härtet durch die chemische Reaktion mit Wasser aus. In der Vergangenheit war Klinker der wichtigste reaktive Bestandteil von Zement. Da jedoch die Klinkerproduktion die Hauptquelle für Kohlendioxidemissionen ist, gibt es jetzt Zemente mit geringerem Klinkeranteil. Diese Zemente weisen veränderte hydraulische Reaktionen auf, was sich direkt auf die Leistung der zementhaltigen Produkte auswirkt.

Die Kunden müssen ihre Produkte also anpassen?

So ist es. Wie unsere Kollegen in den Technischen Kompetenzzentren von WACKER zeigen, ist das auch möglich. Ein Beispiel: Indem wir die Rezeptur eines Fliesenklebers anpassen und spezielle VINNAPAS® Typen hinzufügen, können wir die veränderten hydraulischen Reaktionen ausgleichen. Die Ergebnisse können Sie hier nachlesen.

Und was passiert, wenn sich die Zemente weiter verändern?

Das ist ein wichtiges Thema. Laut einer McKinsey-Studie* aus dem Jahr 2024 ersetzt die Zementindustrie bereits Klinker durch andere Ersatz- und Füllstoffe, die eine bessere Kohlenstoffbilanz aufweisen. Beispiele sind Flugasche, gemahlener Hüttensand, kondensierter Silikastaub, Kalksteinstaub, Zementofenstaub und natürliche oder eigens hergestellte Puzzolane. Die Liste ist lang, und nicht alle dieser Materialien sind überall leicht zu finden. Einige von ihnen werden in Zukunft sogar noch schwerer zu beschaffen sein. So weisen die Autoren der Studie zum Beispiel darauf hin, dass Flugasche ein Nebenprodukt von Kohlekraftwerken ist, die in Europa nach und nach stillgelegt werden. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass sich die Zusammensetzung von Zement weiter verändern wird. Im Großen und Ganzen, aber auch in einzelnen Regionen. Die Industrie wird die reaktiven Materialien verwenden, die zu vertretbaren Kosten verfügbar sind.

*The future of supplementary cementitious materials | McKinsey

Welche Auswirkungen hat dies auf die Mörtelhersteller und das Geschäft von WACKER?

Für die Mörtelhersteller bedeutet dies, dass sich ihre Rohstoffe verändern und sie ihre Rezepturen entsprechend anpassen oder zumindest testen müssen. Wir sind überzeugt, dass diese Herausforderung am besten durch eine engere Zusammenarbeit mit allen Beteiligten der Wertschöpfungskette gemeistert werden kann. Bedenken Sie, dass die Zementindustrie ihre Produkte in erster Linie für die Betonindustrie und nicht für die Mörtelindustrie herstellt. Für Beton gelten andere technische Anforderungen als für Fliesenkleber oder den Einbettmörtel in einem Wärmedämmverbundsystem.

Wirkt sich das auch auf die Normen aus?

Auf jeden Fall. Durch den Einsatz von Klinkerersatzprodukten können die CO2-Emissionen von Zementen um bis zu 80 % gesenkt werden. Das ist eine gute Nachricht für alle Bauprodukte, die mit diesen Zementen hergestellt werden. Allerdings kann der Ersatz reaktiver Bestandteile die grundlegenden Eigenschaften der Endprodukte beeinträchtigen. Niemand will einen Fliesenkleber, der wirklich nachhaltig ist, aber die Fliesen nicht an der Wand hält. Wir alle wünschen uns sichere und leistungsstarke Produkte. Dafür gibt es Normen, und deshalb führen wir für unsere Kunden normgerechte Tests mit den vor Ort erhältlichen Zementsorten durch. Dank unseres jahrzehntelangen technischen Know-hows sind wir in verschiedenen Normenausschüssen für zementgebundene Bauprodukte vertreten und können bei der Anpassung von Normen an Marktveränderungen helfen.

Ihr Resümee?

Die Zementindustrie wird sich weiter verändern, sowohl global als auch regional. Für das Mörtelgeschäft laden wir alle Marktteilnehmer zum Ideenaustausch ein – vor allem auf regionaler Ebene, da es wahrscheinlich keine global gültige Antwort geben wird. Umso mehr bin ich davon überzeugt, dass Teamarbeit der beste und schnellste Weg ist, um nachhaltige und marktgerechte Produkte zu entwickeln.

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