Blick in den Budapester Westbahnhof

Die Sanierung des Budapester Westbahnhofs

01.03.2018 Lesezeit: ca. MinutenMinute

Im Glanz der Gründerjahre

Der Budapester Westbahnhof wird derzeit mit viel Liebe zum Detail saniert. Dank der Imprägnierung mit einem Alpha-silanterminierten Polyether strahlt der verblasste Terrazzoboden jetzt wieder wie zu Zeiten der K. u. k. Monarchie.

Wer historische Architektur aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts liebt, kommt in Budapest auf seine Kosten: Ganze Straßenzüge und komplette Stadtviertel aus den Jahren der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie sind dort lückenlos erhalten und wurden inzwischen stilgerecht saniert und restauriert.

Fördergelder aus Brüssel

Zu den architektonischen Kleinodien aus der Zeit der Doppelmonarchie zählt der denkmalgeschützte Budapester Westbahnhof (Nyugati pályaudvar), dessen Gebäudebestand derzeit, gefördert durch EU-Gelder, grundlegend saniert wird – und dies mit viel Liebe zum Detail. „Auch die Terrazzofußböden, die in einigen Gebäudeteilen vorhanden sind, sollen in neuem Glanz erstrahlen“, sagt Udo Goedecke, der im Marketing von WACKER SILICONES für Bautenschutzanwendungen verantwortlich ist.

1877 eingeweiht, ist der Budapester Westbahnhof für den stark ornamentalen Architekturstil der Gründerzeit bekannt.

Außenfassade des Bahnhofs

Mittlerweile stilecht saniert: der rechte Flügel des Bahnhofs mit dem Pavillon des ehemaligen Postamts.

Gleishalle vom Büro Eiffel

In seinen Grundzügen entworfen wurde das 1877 eingeweihte Gebäude von dem Eisenbahningenieur August W. de Serres, der damals Oberbaudirektor der k. u. k. privilegierten Österreichisch-ungarischen Staatseisenbahn-Gesellschaft war. Den Auftrag zur Detailplanung und Bauausführung erhielt das Büro von Gustave Eiffel, dem Erbauer des Pariser Eiffelturms. Die Konstruktion der Gleishalle – eine Stahlträger-Konstruktion – übernahm Eiffels ehemaliger Kompagnon Theophil Seyry.

Wie in der Frühgeschichte der Eisenbahn üblich, legte de Serres den Kopfbahnhof so an, dass auf der einen Längsseite der Gleishalle die ankommenden Züge abgefertigt werden, während auf der anderen Seite die Passagiere aussteigen. Um die Fahrgäste vom seitlich der Gleise gelegenen Vorplatz aus einladend und würdig zu empfangen, wurden die Gebäude der Abfahrtseite besonders prunkvoll gestaltet. Vom Vorplatz aus betrachtet, sind sie in Form eines Ehrenhofs angeordnet, sodass die Anlage an ein französisch-barockes Schloss erinnert.

Neuer Glanz für Boden in Budapester Bahnhof

Bahnhof Budapest

Strahlende Kupfer-Intarsien

Den rechtsseitigen Flügel dieses Ehrenhofs bildet der Pavillon des ehemaligen Bahnhofspostamts. Sein prächtiger Terrazzoboden enthält Kupfer-Intarsien; zusätzlich setzen schmale Leisten aus Kupfer die farblich unterschiedlich gestalteten Flächen – rotbraun, hellgrau und anthrazit, grau – voneinander ab. Ein Zementestrich hält die farbigen Natursteinkörnungen zusammen, Fachleute sprechen von einem zementären oder zementgebundenen Terrazzo. Nach der Sanierung will die Stadt Budapest im ehemaligen Postpavillon eine Behörde für Ausweis- und Passangelegenheiten einrichten.

Grundsätzlich gilt ein zementärer Terrazzoboden als robust und langlebig. Im Gebrauch ist er allerdings empfindlicher, als er auf den ersten Blick erscheint. Dies aus zwei Gründen: Erstens haben die Komponenten des Terrazzos unterschiedliche Härten. Der weichere Zementstein wird durch Begehen schneller abgerieben als die härteren Gesteinszuschläge. Zweitens hat der Terrazzoboden eine poröse Oberfläche.

Patina des alten Terrazzobodens

Nach der Imprägnierung kommt die Patina des 140 Jahre alten Terrazzobodens besonders schön zur Geltung.

Halle nach der Imprägnierung

Nach der Imprägnierung erstrahlt der 140 Jahre alte Terrazzoboden in neuem Glanz – und behält doch seine schöne Patina.

Terrazzo

ist die Bezeichnung für einen bereits seit der Antike bekannten Bodenbelag, der durch das direkte Auftragen dekorativer, oft farbiger Zuschlagstoffe auf eine meist zementgebundene Estrich-Unterlage mit dieser eine Einheit bildet und im Anschluss an die Trocknung durch Schleifen und Polieren seine endgültige, glänzende Oberfläche erhält. Als Zuschlagstoffe setzten schon die Römer Marmor, Kalkstein oder Dolomit ein, aber auch härtere Materialien wie Granitsplitt, Moränen- oder Flusskiese, um den Boden belastbarer zu machen. In der Gründerzeit und um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert fanden Terrazzoböden ihre weiteste Verbreitung – nicht nur in Wohnbauten, sondern auch in öffentlichen Gebäuden wie Kirchen oder Bahnhöfen. Dabei wurden häufig verschiedenfarbige Flächen miteinander kombiniert und zusätzlich noch Ornamente oder auch Inschriften aus Mosaiksteinen eingelegt, wie dies auch beim Budapester Westbahnhof der Fall ist.
Quelle: Wikipedia

Poröse Oberfläche

„Wegen ihrer Porosität saugt die Oberfläche verschüttete Getränke, Öle und andere Flüssigkeiten auf. Dadurch entstehen Verschmutzungen, die sich nur mit großen Mühen vollständig entfernen lassen“, weiß der WACKER-Bautenschutzfachmann Udo Goedecke. Zurück bleiben unansehnliche Flecken und – im Falle starken Abriebs – sichtbare Laufstraßen, die den Boden verunstalten. „Daher ist es sinnvoll, einen Terrazzoboden zu schützen“, empfiehlt Goedecke.

Vor dieser Aufgabe standen auch die Planer, die für die Restaurierung des Bodens im ehemaligen Postgebäude verantwortlich waren. Sie entschieden sich zunächst für eine Behandlung mit einem Produkt auf Polyurethanbasis. Unter ästhetischen Gesichtspunkten erwies sich dies jedoch als Fehlentscheidung: Die behandelte Oberfläche sah künstlich aus, war matt und trübe – ein Ergebnis, das weder Bauherr noch Architekt akzeptieren wollten.

Entscheidung für SILRES® BS 6920

Der Bauherr wandte sich Rat suchend an die Firma Durostone Kft., ein auf die Herstellung und Sanierung von Industrieböden spezialisiertes Unternehmen aus dem Budapester Vorort Sóskút. Der Technische Leiter der Firma, Péter Ávar, empfahl, die Polyurethanschicht der Testfläche wieder abzuschleifen und den Boden mit einem Imprägniermittel auf Basis von SILRES® BS 6920 zu behandeln.

SILRES® BS 6920 ist ein neu entwickeltes dünnflüssiges Bindemittel, das zu den Alpha-silanterminierten Polyethern zählt. Die WACKER-Entwickler haben es speziell für die Imprägnierung zementärer Fußböden optimiert. Zusammen mit einem Aminosilan-Katalysator, etwa dem WACKER-Produkt GENIOSIL® GF 9, kann es zu einkomponentigen, lösemittelfreien und geruchlosen Präparaten weiterverarbeitet werden. Diese Präparate haften gut auf zementären Oberflächen und härten unter der Einwirkung von Luftfeuchtigkeit zügig aus, wobei sich ein stabiles Siloxannetzwerk bildet.

SILRES® BS 6920 wird mit einem Pinsel aufgetragen

Testkörper: Auf einen Testkörper aus Zement und Zuschlagsteinen wird SILRES® BS 6920 mit einem Pinsel aufgetragen.

Bindemittel füllt Poren

Das Bindemittel dringt tief in den zementären Boden ein, füllt die Poren aus und vernetzt zu einem harten und unbrennbaren Material, das aufgrund seiner chemischen Molekülstruktur sowohl Wasser als auch Öl abstoßende Eigenschaften hat. „Ein Imprägniermittel auf der Basis unseres neuen Bindemittels verbessert die Abrieb- und Kratzfestigkeit des Bodens erheblich und bewirkt einen außerordentlich guten Fleckschutz“, unterstreicht Dr. Udo Anders, der die Anwendungstechnik für diese Produktgruppe bei WACKER SILICONES veranwortet.

Darüber hinaus veredelt SILRES® BS 6920 die Oberfläche auch ästhetisch, wie Dr. Anders ausführt: „Wird SILRES® BS 6920 transparent formuliert, vertieft das Präparat die Farbtöne der Oberfläche und verstärkt die Kontraste, sodass der behandelte Boden dunkler erscheint und seine Gesteinskörnung optisch betont wird. Zudem erhält die Oberfläche einen leichten Glanz, der die Wertigkeit des Bodens unterstreicht. Alle diese Effekte haben wir in unserem anwendungstechnischen Labor in unzähligen Prüfungen nachgewiesen.“

Sofort einsatzfähig

Genau dieses Eigenschaftsprofil bewog Péter Árva, Projektingenieur der Firma Durostone, das neue Bindemittel zu einem einsatzfertigen Imprägniermittel (Durosmart Floorprotect S) weiterzuverarbeiten. Mit diesem Präparat wurde im Juli 2017 schließlich der circa 300 Quadratmeter große Terrazzoboden behandelt.

„Der abgeschliffene Boden befand sich in einem vorbildlichen Zustand“, erinnert sich Goedecke und berichtet weiter: „Auf unseren Rat hin entschieden die Applikateure, zwei Aufträge durchzuführen und das von Durostone angelieferte Imprägniermittel für den Erstauftrag mit zehn Prozent des Reaktivverdünners SILRES® BS 1701 zu verdünnen.“ Sowohl beim Erst- als auch beim Zweitauftrag sollten so pro Quadratmeter etwa 50 Gramm des verdünnten Präparats auf den Terrazzo gelangen.

Motorölflecken im Vergleich

Verschmutzung: Danach tropft ein Techniker Verschmutzungen wie Motoröl auf die imprägnierte (links) und die nicht imprägnierte Fläche.

Dünnflüssig wie Wasser

Mithilfe des Reaktivverdünners lässt sich die Viskosität so einstellen, dass das Präparat fast so dünnflüssig wie Wasser wird. Derart dünnflüssig kann sich das Mittel besonders gut auf der Oberfläche verteilen. Zudem bleibt das stark verdünnte Mittel länger verarbeitungsfähig. Dadurch hat der Applikateur genug Zeit, das Material einwandfrei zu verarbeiten.

Der geruchlose Reaktivverdünner SILRES® BS 1701 ist ein niedrigviskoses Silan, das bei der Aushärtung in das entstehende Siloxannetzwerk eingebaut wird. „Mit einem verdünnten Imprägniermittel gelingt der Erstauftrag besonders gut“, betont Goedecke. „Die Handwerker können den Verdünner auf der Baustelle in das Imprägniermittel einrühren.“

Ein zweimaliger Auftrag ist in vielen Fällen notwendig, um eine gleichmäßig aussehende Oberfläche zu erhalten. Denn beim ersten Auftrag saugt der poröse Boden einen Großteil des Mittels auf. An einigen Stellen zieht das Mittel besonderes stark ein, an anderen weniger stark. Dadurch sieht die Oberfläche nach dem Erstauftrag oftmals fleckig oder ungleichmäßig aus. Dies ändert erst der Zweitauftrag: Mit ihm bildet sich ein dünner, leicht glänzender Film.

Das Ergebnis begeisterte nach zwei Aufträgen alle Anwesenden: Die Oberfläche war völlig gleichmäßig und sah edel aus, berichtet Zoltán-Gábriel Géza, Sales Manager bei WACKER Ungarn. „Der zuvor verblasste Terrazzo wirkt nun wieder natürlich frisch, Farbtöne und Ornamente kommen kontrastreich zur Geltung."

„Flüssige Alltagssubstanzen – egal, ob wässrig oder ölig – können nicht mehr in die behandelte Oberfläche einziehen und lassen sich einfach mit Küchenpapier abwischen.“

Dr. Udo Anders, verantwortlich für die Anwendungstechnik dieser Produktgruppe bei WACKER SILICONES

Reinigung mit einem Tuch

Wisch und weg: Nach dem Abwischen der Verschmutzungen mit einem Tuch zeigt sich die schützende Wirkung der Imprägnierung.

Natürliche und edle Optik

Fußboden-Fachmann Árva ist zufrieden: „Es ist genau diese natürliche und edle Optik, die mich von Anfang an für das neue Bindemittel SILRES® BS 6920 eingenommen hat. Überzeugt hat mich auch die äußerst einfache Verarbeitung zum einsatzfertigen Produkt: Alle zur Herstellung benötigten Komponenten einschließlich des Verdünners lassen sich völlig problemlos mischen. Dadurch kann ich sehr schnell für jeden Kunden eine maßgeschneiderte Fußbodenbeschichtung mit Anti-Flecken-Wirkung anbieten.“

Positiv waren auch die Kommentare der Handwerker. Sie zeigten sich beeindruckt, dass sich trotz der sehr geringen Auftragsmenge ein optisch und technisch exzellentes Ergebnis erzielen ließ, wiesen auf die einfache Applikation des dünnflüssigen Mittels hin und lobten ganz besonders seine Geruchlosigkeit. Und Péter Árva äußerte sich nicht nur über die reine Produktqualität anerkennend: „Weil WACKER uns zuvor umfassend anwendungstechnisch beraten hatte, gab es auch keinerlei Bedenken, das neue Imprägniermittel in so einem architektonischen Kleinod einzusetzen.“

Kontakt

Mehr Informationen zum Thema erhalten Sie von

Herr Udo Goedecke
Senior Marketing Manager
Construction Silicones
+49 89 6279-1055
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