WACKER ist auf den Hund gekommen

Nünchritz, 03.11.2022

Manch einer traut seinen Augen nicht, wenn er auf dem Nünchritzer Werksgelände die Straße entlangläuft: Ein Roboterhund stakst anmutig auf allen Vieren entlang der Wasserstoffkreisgasanlage. Er ist gelb, hat die Statur und Größe eines Pudels und erkundet seit Januar eigenständig das Gelände der Polysiliziumanlage. Ein Pilotprojekt macht das Ganze möglich.

Roboterhund Spot unterwegs in unserem Werk in Nünchritz

Die Offenheit für Neues und der Spaß, Ideen zu entwickeln, die den Anlagenalltag zukunftsfähig gestalten, zeichnen das Team der Polysiliziumanlage aus. Ein Hauptgrund, warum der neue Inspektionsroboter (SPOT) nun erstmalig in Nünchritz zum Einsatz kommt. Denn zunächst mussten für ihn passende Anwendungsfälle und Einsatzmöglichkeiten gesucht werden. „Der SPOT darf aus Sicherheitsgründen noch nicht in Treppenhäusern eingesetzt werden“, so Tilo Riedel, Leiter Produktivitätsmanagement. Dank der Bereitschaft des Teams der Abscheidung und der Offenheit der Sicherheitsabteilung ist es jedoch gelungen, vielfältige Anwendungen zu identifizieren.“

Nachdem die ersten Pläne ausgearbeitet waren, nahm der Hund im Außenbereich der Abscheidung erstmalig seine Arbeit auf. In der aktuellen Mission dreht er seine Runde auf einer fest definierten Strecke in und an der Freianlage. Seine Aufgabe ist es, Drücke, Temperaturen, Undichtigkeiten und Vibrationen zu erkennen beziehungsweise zu überwachen. Die Erkennung von sogenannten Kieselpilzen stellt hierbei eine besondere Herausforderung an die Bildverarbeitung, die der ferngesteuerte Hund mit Bravour meistert.

Der Roboterhund ist ein Allroundtalent: Dank mehreren eingebauten Kameras im Kopfteil, kann der Vierbeiner Anlagenteile fotografieren und kleinste Veränderungen erkennen, erfassen und speichern. Darüber hinaus verfügt er über eine Thermografiekamera, mit der er die Temperatur einzelner Teile misst. Die eingebaute Gas-Sensorik macht es möglich, Gasmengen im ppm-Bereich zu bestimmen. Selbst Schwingungen nimmt der Roboter durch die eingebaute Sensorik wahr. All die gesammelten Daten werden digital erfasst und können zukünftig bei unvorhergesehenen Ereignissen Rückschlüsse auf mögliche Ursachen geben. „Aktuell lässt sich noch nicht absehen, welchen exakten Mehrwert uns die Daten in Zukunft bringen werden,“ sagt Riedel. „Um aber Ausfälle zu vermeiden und eine sichere Ausbringung zu gewährleisten, bergen die Daten ein enormes Potential.“

Steuerung des Roboterhundes Spot in unserem Werk in Nünchritz

Der SPOT ist täglich circa vier bis sechs Stunden im Einsatz. Er übernimmt Aufgaben und sammelt Daten, mit denen die Software weiterentwickelt werden kann. Durch seine Messungen und Thermografieaufnahmen ergänzt er die betrieblichen Rundgänge. Roman Hartung kümmert sich hauptamtlich um den Roboterhund. Er programmiert ihn, führt Updates durch und überwacht seine Arbeiten. Wenn der Hund mal nicht seine automatische Runde dreht, kann er auch via Joystick, ähnlich wie bei einem ferngesteuerten Auto, gelenkt werden. Über den Computerbildschirm schaut der Mitarbeiter direkt live mit den Augen des Hundes auf die Anlage und nimmt die gewünschten Messungen per Mausklick vor. Präzise folgt er den Anweisungen des Bedieners. Nach dem Rundgang verbindet er sich selbstständig mit seiner Docking Station und wird dort bis zum nächsten Einsatz geladen. „Das Steuern des Hundes unterscheidet sich kaum vom Bedienen eines Videospieles “, erklärt Roman Hartung.

Der SPOT wird bei WACKER durch die Firma Energy Robotics bereitgestellt, die auf Basis eines Boston Dynamics Roboters Ihre Software- und Sensorik-Lösungen adaptiert haben. Stefan Schneiderbauer, Leiter des Projekts Fertigungsautomatisierung bei WACKER kommentiert: „Ich hoffe, dass auch andere Anlagen sich inspirieren lassen und Mut fassen, ebenfalls Ideen für mögliche Anwendungsgebiete zu entwickeln. Wir haben hier schon erste, vielversprechende Ansätze zum Beispiel in der Kläranlage oder beim Werkschutz.“

Bei WACKER steht man technischen Neuerungen jedenfalls sehr offen gegenüber: Neben dem Roboterhund sind gleichzeitig noch ein Wisch- und mehrere Saugroboter testweise und erfolgreich im Einsatz.

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