Silicone-Coated Foam Dressings

Rund 65.000 Menschen entwickeln allein in Deutschland jedes Jahr im Krankenhaus einen Dekubitus, also ein durch langes Liegen und verminderte Beweglichkeit verursachtes Druckgeschwür auf der Haut.

Raum für den Schaum

Offene Wunden heilen schneller, wenn sie mit siliconbeschichteten Schaumauflagen versorgt werden. Mit einer neuen Technologie vereinfacht Freudenberg Performance Materials die Herstellung solcher Wundauflagen. Unverzichtbar dabei: Siliconadhäsive von WACKER.

Noch von ihren Eltern lernten viele von uns, dass Wunden
möglichst trocken gehalten werden sollten – vor allem, um die Gefahr einer Wundinfektion zu minimieren. Doch auch wenn diese traditionelle Lehrmeinung immer noch von vielen Laien und manchen Medizinern vertreten wird – mittlerweile haben zahlreiche Untersuchungen
gezeigt, dass ein feucht-warmes Wundmilieu die Wundheilung sogar beschleunigt. Wärme und Feuchtigkeit regen das Zellwachstum an, ohne dass das Infektionsrisiko ansteigt.

In einer siliconbeschichteten Schaumauflage sind mehrere Lagen aus unterschiedlichen Materialien in einem Schichtverbund aufgebaut. Die unterste Schicht dieses Laminats, das Siliconadhäsiv, fixiert die Auflage auf der Haut.

Dr. Thomas Gröer, Leiter Anwendungstechnik, prüft in seinem Labor die Transparenz eines Siliconadhäsivs.

Dieses Konzept lässt sich mit siliconbeschichteten Schaumauflagen realisieren. Wie alle hydroaktiven Wundverbände regulieren sie die Feuchtigkeit in der Wunde, verhindern ein Auskühlen der Wunde, vermeiden die Schorfbildung, schützen die Wunde vor Umgebungseinflüssen und schaffen dadurch
optimale Bedingungen für die Heilung. Besonders zur Versorgung chronischer und offener Wunden – dem gefürchteten Dekubitus – greifen Pflegekräfte regelmäßig auf siliconbeschichtete Schaumauflagen zurück.

In einer siliconbeschichteten Schaumauflage sind mehrere Lagen aus unterschiedlichen Materialien in einem Schichtverbund aufgebaut. Die unterste Schicht dieses Laminats, eine Silicon-Klebeschicht, fixiert die Auflage auf der Haut. Für die Regulierung der Feuchtigkeit sorgt im Laminat die
Kombination eines saugfähigen Schaummaterials mit einer wasserundurchlässigen, aber atmungsaktiven Abdeckfolie. Als saugfähiges Material dient oftmals ein fester offenporiger Polyurethanschaum. Diese Schaumschicht nimmt das bei der Wundheilung entstehende wässrige Wundsekret – das sogenannte Exsudat – auf und verhindert dadurch, dass die Wundränder aufgeweicht werden und sich in der Wunde Bakterien ansiedeln. Die Abdeckfolie wiederum stellt sicher, dass die Wunde nicht austrocknet.

Freudenberg Performance Materials, ein weltweit aktiver Hersteller technischer Textilien, hat jetzt ein Verfahren entwickelt, um das flüssige Silicon direkt auf einen Polyurethanschaum aufzutragen. Diese als Direktbeschichtung bezeichnete Technologie ist
patentiert. Sie vereinfacht den Aufbau und den Herstellprozess der siliconbeschichteten Schaumschicht erheblich – die Verwendung einer Trägerfolie ist im Gegensatz zum herkömmlichen Prozess mit dieser neuen Technologie nicht notwendig.

Das in Weinheim an der Bergstraße ansässige Unternehmen Freudenberg fand einen Weg, das Eindringen des Silicons in den Schaum zu verhindern, ohne dadurch die Fähigkeit des Schaums zur Absorption des Wundsekrets zu schmälern. „Wir haben den Schaum so entwickelt, dass das
Silicon auf der Oberfläche zur Verfügung steht“, erklärt Thomas Hofbauer, der bei Freudenberg für die Vorentwicklung dieser Technologie verantwortlich war. Zugleich stellt das neue Beschichtungsverfahren sicher, dass die Siliconschicht die Schaumlage nicht vollflächig bedeckt.

Dazu wird das Siliconadhäsiv in einem speziellen Verfahren in Form eines wellenartigen Linienmusters aufgebracht, sodass die Bereiche zwischen den Linien frei bleiben. „Damit erreichen wir zweierlei“, erklärt Thomas Hofbauer weiter. „Erstens kann das Exsudat in den Schaum gelangen. Zweitens erhält der Schaum die Freiheit, sich ungehindert in alle Raumrichtungen auszudehnen, wenn er das Exsudat aufsaugt und quillt – es ist keine zusammenhängende Schicht vorhanden, die einer Ausdehnung in Richtung des Wundbetts im Wege steht.“

Silicon wird auf dem Schaum aus Polyurethan aufgetragen

Die neue Technologie ergibt Auflagen, die aus drei Lagen aufgebaut sind. Weil sie keine Trägerfolie enthalten, sind sie wesentlich flexibler als die klassischen Produkte und können daher Körperbewegungen besser folgen. Für die Wundheilung besonders vorteilhaft ist, dass der Schaum in tiefere Wunden hineinquellen kann, sobald er Exsudat absorbiert. „Der Schaum kann sich dicht an die Konturen der Wunde schmiegen und dadurch effektiv der Bildung von Exsudat-Ansammlungen vorbeugen. Dies kann zudem auch eine bakterielle Besiedelung verringern und somit das Infektionsrisiko reduzieren“, führt der Freudenberg-Experte aus.

Weil zur Herstellung weniger Prozessschritte als mit der herkömmlichen Technologie notwendig sind, wirkt sich die neue Technologie positiv auf die Nachhaltigkeit der Auflagen aus: Der Abfall, der zwangsläufig bei der Transferbeschichtung und der Perforation entsteht, entfällt. Es müssen weniger Zwischenprodukte zu den Produktionsanlagen transportiert werden, der Energiebedarf wird kleiner. Zudem sinkt das Risiko, dass Verunreinigungen in die Prozesskette eingetragen werden.

Besondere Aufmerksamkeit widmeten die Entwickler bei Freudenberg auch den Haftungseigenschaften der Auflage. Nach umfangreichen Tests entschied sich Freudenberg Performance Materials für hochreine Siliconhaftgele in medizinischer Qualität, wie sie das SILPURAN®-Portfolio von WACKER bietet.

Im anwendungstechnischen Labor von WACKER werden
Probestreifen aus SILPURAN® vorbereitet, um die Haftkraft dieser Siliconadhäsive für medizinische Anwendungen zu testen.

Bessere Performance der neuen Technologie

Der Schaum kann ungehindert in die Wunde hineinquellen und sich den Konturen anschmiegen, mit herkömmlichen Schaumauflagen ist die Ausdehnung häufig eingeschränkt.

Schaumauflage in herkömmlicher Technologie mit perforierter Silicon-Klebeschicht

Schaumauflage mit wellenförmiger Silicon-Direktbeschichtung

Aufbau der patentieren Wundauflage von Freudenberg: 1. Polyurethanfolie 2. PU-Schaum, direktbeschichtet mit Siliconadhäsiv 3. Trennfolie

„Für die Haftschicht hydroaktiver Wundverbände sind Siliconadhäsive die Materialien der Wahl“, sagt Dr. Thomas
Gröer, der in der WACKER-Anwendungstechnik für Siliconadhäsive zuständig ist. Herkömmliche Adhäsive kleben so stark, dass Hautzellen an der Auflage haften bleiben und mitgerissen werden, wodurch die Wunde und die umgebende Haut beim
Abziehen verletzt werden. Diese Traumatisierung verzögert nicht nur die Heilung, sondern kann auch sehr starke Schmerzen verursachen – für Menschen mit chronischen Wunden wird dann der Verbandwechsel zur Qual.

Anders mit Siliconadhäsiven: Als hydrophobe Materialien haften sie nur auf gesunder, trockener Haut, nicht dagegen auf der feuchten Wunde. Sie können daher weder mit den Wundrändern verkleben noch mit dem neu gebildeten Gewebe verwachsen, lassen
sich ohne großen Kraftaufwand abziehen und ermöglichen somit eine schmerzarme Wundversorgung.

Siliconadhäsive sind zweikomponentig formulierte transparente Siliconprodukte, die in verarbeitungsfertiger Form flüssig sind und bei Raumtemperatur in einer platinkatalysierten Additionsreaktion zu weichen Materialien mit gelartiger Konsistenz vernetzen. Die vernetzten Haftgele sind hochflexibel und damit nachgiebig, zugleich aber auch elastisch. „Zusammen mit der niedrigen Oberflächenenergie, die für Silicone typisch ist, sorgt die Nachgiebigkeit für den Aufbau der Haftung zwischen trockener Haut und vernetztem Silicongel“, so Silicon-Experte Gröer. „Die Elastizität des Silicongels bewirkt, dass sich die Haftschicht leicht entfernen lässt, ohne dabei Rückstände auf der Haut zu hinterlassen.“

Für Freudenberg Performance Materials war noch ein weiterer Aspekt wichtig: Das SILPURAN®-Portfolio umfasst Silicongele, deren Haftkraft den gesamten für Wundauflagen relevanten Bereich abdeckt und die sich allesamt sanft von der Haut abziehen lassen. „So konnten wir für unsere unterschiedlichen Schaumauflagen das jeweils am besten geeignete Siliconadhäsiv auswählen“, wie Thomas Hofbauer ausführt. „Möglich wurden dadurch auch Wundauflagen mit
Haftrand, für die wir die Schaumbahnen ebenfalls in der neuen Technologie herstellen.“ In diesen sogenannten Border-Dressings befindet sich auf der Unterseite der Abdeckfolie eine Siliconbeschichtung mit hoher Haftkraft, welche die inselförmig darunterliegende Schaumschicht umrandet und in der Anwendung auf der wundumgebenden Haut zu liegen kommt.

„Der Schaum schmiegt sich dicht an die Konturen der Wunde und beugt dadurch effektiv der Bildung von Exsudat-Ansammlungen vor.”

Thomas Hofbauer, Freudenberg Performance Materials

Pflegekräften fällt der Verbandwechsel leichter

Die ohne Haftrand gefertigten Schichtverbund-Bahnen eignen sich für die Weiterverarbeitung zu Wundpads. Diese Pads sind dafür konzipiert, dass sie bei der Wundversorgung mit einer Mullbinde oder einer anderen Sekundärfixierung an der gewünschten Stelle gehalten werden. Bei ihnen dient die Siliconhaftschicht lediglich als Applikationshilfe, um der Pflegekraft den Verbandwechsel zu erleichtern: Wie eine helfende dritte Hand hält die Haftschicht das auf die Wunde gelegte Pad an Ort und Stelle, sodass die Pflegekraft beide Hände frei hat, um die Sekundärfixierung anzulegen. Für die Haftschicht solcher Pads wird ein relativ schwach haftendes Silicongel verwendet.

Die Border-Dressings werden dagegen ohne Sekundärfixierung aufgelegt. Hier sorgt das am Haftrand verwendete Silicongel mit seiner hohen Haftkraft für eine lange Tragezeit. „In Border-Dressings, die mit unserer Technologie gefertigt werden, ist die Schauminsel mit einem schwächer haftenden Silicongel beschichtet. Auf diese Weise lässt sich die Auflage trotz des stärkeren Haftrandes besonders sanft von der Wunde ablösen“, so der Freudenberg-Experte.

Mit der Direktbeschichtung von Siliconadhäsiven ist Freudenberg Perfomance Materials technologischer Vorreiter. Thomas Hofbauer betont, dass die neue Technologie
nicht zuletzt auch durch eine gute Zusammenarbeit mit WACKER möglich wurde: „Bei allen Fragen und Problemen rund um die Silicongele stand uns Herr Dr. Gröer stets zur Seite – von der Optimierung der Haftkraft über die Handhabung der Silicone bis hin zur Vulkanisation.“

Freudenberg Performance Materials bildet den gesamten Prozess im Reinraum unter ISO 13485 ab und setzt damit neue Qualitätsstandards für diese Produktkombination.

Auch bei einem weiteren Projekt beabsichtigt das Weinheimer Unternehmen, auf SILPURAN®-Haftgele zurückzugreifen. „Siliconbeschichtete Schaumauflagen werden auch vorbeugend zur Verhinderung von Verletzungen oder Hautläsionen genutzt – etwa zur Prävention von Druckgeschwüren bei Dekubitus. Auch für diese Anwendung können die direkt beschichteten Schäume eine ideale Primärlage darstellen“, ist Thomas Hofbauer überzeugt. Bei diesen Auflagen wird die Schaumschicht zusätzlich mit
einer polsternden Lage laminiert. Hier ist es wichtig, dass die Auflage nicht nur den Druck möglichst gut verteilen kann, sondern zugleich auch sanft auf der Haut haftet und Schweiß oder andere Körperflüssigkeiten aufnehmen kann. Darüber hinaus ist auch eine regelmäßige Inspektion der Haut und somit eine mehrmalige Wiederverwendung der Auflage gewünscht. „Ein Siliconhaftgel ist dabei unverzichtbar“, betont Thomas Hofbauer.

SILPURAN®-HAFTGELE

Siliconadhäsive der Marke SILPURAN® bewähren sich seit vielen Jahren als Haftgele in professionellen Wundauflagen. Diese sanft, aber zuverlässig auf der Haut haftenden Silicongele ermöglichen einen schmerzfreien und atraumatischen Verbandwechsel. Sie haben eine wasserabweisende Oberfläche, sind aber durchlässig für Wasserdampf. Die einzelnen Siliconadhäsiv-Typen des Portfolios unterscheiden sich in ihrer Klebkraft. Sämtliche SILPURAN®-Silicone von WACKER sind biokompatibel gemäß ausgewählter Tests nach ISO 10993 und USP Class VI. Wie alle SILPURAN®-Silicone werden auch die Siliconadhäsive nach dem WACKER-eigenen Clean-Operations-Standard hergestellt und abgefüllt.

Kontakt

Mehr Informationen zum Thema erhalten Sie von

Frau Andrea Bogner
Senior Marketing Manager
Industrial Solutions WACKER SILICONES
+49 89 6279-1375
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