Hightech-Wundauflagen mit Silicon

Wundauflagen, die mit Silicon beschichtet sind, schützen die Wunde vor dem Austrocknen, verkleben nicht und haften schonend auf der Haut. Zudem sorgen Silicone für ein optimales Wundheilungsmilieu und verbessern den Therapieverlauf.

02.07.2021 Lesezeit: ca. MinutenMinute

Besser leben mit chronischen Wunden

Die Lebenserwartung steigt weltweit – eigentlich eine gute Nachricht. Doch der demografische Wandel stellt die Gesellschaft auch vor Herausforderungen. „Mit einem höheren Lebensalter wächst die Zahl der Menschen, die unter chronischen oder großflächigen Wunden leiden“, sagt Egbert Klaassen, der bei WACKER SILICONES als Global Segment Manager für den Bereich Wundversorgung verantwortlich ist.

Im Laufe eines Lebens verliert die Haut zunehmend ihre Elastizität und Widerstandsfähigkeit. Sie wird empfindlicher, dünner und anfälliger für Verletzungen. Außerdem wird sie nicht mehr so gut durchblutet und die Hautzellen teilen sich nicht mehr so schnell. Die Folge: Wunden heilen langsamer und nicht mehr so gut wie früher. Umso wichtiger ist die richtige Pflege.

Mit Siliconen beschichtete Wundauflagen und Verbände haben neue Möglichkeiten in der Wundversorgung eröffnet. WACKER produziert seit 15 Jahren unter der Marke SILPURAN® eine Reihe von Silicongelen, Fest- und Flüssigsiliconkautschuken für medizinische Anwendungen. Diese qualitativ besonders hochwertigen Silicone werden nach ausgewählten ISO-10993-Tests und USP Class VI geprüft und erfüllen so auch die hohen Sicherheitsstandards der Health-Care-Industrie. Produziert und abgepackt werden sie nach dem Standard WACKER CLEAN OPERATIONS, der die außerordentliche Reinheit für heutige und zukünftige medizinische Anforderungen garantiert.

Dr. Thomas Gröer, Leiter eines anwendungstechnischen Labors in Burghausen

Dr. Thomas Gröer (l.), Leiter eines anwendungstechnischen Labors in Burghausen, demonstriert, wie leicht sich ein mit Silicon beschichtetes Wundpflaster von der Haut abziehen lässt.

Wir konnten die Siliconadhäsive so adaptieren, dass sie deutlich stärker kleben. Auf diese Weise ist auch eine dünnere Siliconschicht völlig ausreichend.

Dr. Thomas Gröer, Leiter einesanwendungstechnischen Labors bei WACKER SILICONES

Hydrophob und atmungsaktiv

Dass eine professionelle Wundversorgung ohne Silicone nicht mehr denkbar ist, dafür gibt es eine Reihe von Gründen: Stark haftende Silicongele, sogenannte Siliconadhäsive, können direkt auf der Wunde aufliegen. Weil sie hydrophob, also wasserabweisend sind, haften sie nur auf trockener Haut, nicht aber auf feuchter. Diese Siliconauflagen verkleben also weder mit der meist feuchten Wunde noch mit den Wundrändern. Auch mit neu gebildetem Gewebe können sie nicht verwachsen. Die atmungsaktive Siliconschicht schützt vor äußeren Einflüssen wie Bakterien und Feuchtigkeit. Da sie den Austausch von Wasserdampf, Flüssigkeit und Luft ermöglicht, sorgt die Beschichtung für ein optimales Milieu der Wundheilung. Außerdem verhindert sie, dass Wundsekret auf gesunde Hautpartien gelangt und diese aufweicht.

Mit Silicongel beschichtete Verbände bieten aber noch andere Vorteile: Sie haften nur so stark, wie für die Anwendung erforderlich ist, und lassen sich dadurch angenehmer entfernen. Dabei verursachen sie kaum Schmerzen oder Wundschäden – für Patienten mit chronischen oder großflächigen Wunden ist das eine enorme Erleichterung. Schließlich nannten rund 40 Prozent der Patienten in einer Studie die Schmerzen bei der Verbandentfernung als das schlimmste Problem beim Leben mit einer chronischen Wunde. Zudem sind Siliconverbände weich und flexibel und dadurch komfortabler zu tragen als herkömmliche Pflaster.

Und noch etwas zeichnet Silicon aus: Eine falsch aufgeklebte Auflage kann man ohne Weiteres wieder abnehmen und neu positionieren – der Verband hält danach genauso gut wie vorher. Das ist ein großer Vorteil gegenüber konventionellen Verbänden, die beim Abziehen Hautzellen schädigen können und beim erneuten Aufkleben nicht mehr richtig halten

Silicone sind wesentlich schonender zur Haut und haben bessere Klebe- und Ablöseeigenschaften.

Sascha Casu, Therapeutic Area Director Acute Wound Care, Essity

Hightech-Produkte mit Silicon

WACKER hat intensiv daran gearbeitet, seine zweikomponentigen, bei Raumtemperatur vernetzenden Silicongele der Marke SILPURAN® mit diesen herausragenden Eigenschaften für die medizinische Wundversorgung zu entwickeln. Die eigentlich hydrophoben, also wasserabweisenden Silicone mussten aber zunächst für die Wundversorgung nutzbar gemacht werden. „Die Siliconauflage muss Feuchtigkeit aufnehmen und diese nach außen weiterleiten können“, erklärt Dr. Thomas Gröer, der in der Burghauser Anwendungstechnik für die neuartigen Siliconadhäsive zuständig ist.

Hightech-Wundauflagen bestehen meist aus mehreren Schichten, von denen jede einzelne wichtig ist. Direkt der Haut zugewandt und damit auf der Wunde liegt die Siliconklebeschicht. Sie ist auf einer Polyurethan-Trägerfolie fixiert und perforiert, damit Wundsekret und Blut zum Absorptionskörper gelangen können. Als Nächstes folgen eine dünne Acrylatschicht und eine absorbierende Auflage, welche die austretende Wundflüssigkeit aufnimmt. Manche Verbände erhalten zur Stabilisierung noch eine zusätzliche Schicht aus Polyurethanschaum.

„Für die Versorgung von chronischen Wunden sind solche Siliconverbände unverzichtbar“, sagt Sascha Casu, verantwortlich für den Bereich Akute Wundversorgung beim Verbandhersteller Essity in Hamburg. Das schwedische Unternehmen ist auf medizinische Produkte für die Wundversorgung, Kompressionstherapie und Orthopädie spezialisiert und vertreibt sowohl klassische Verbände und Pflaster mit acrylbasiertem Klebstoff als auch Hightech-Produkte mit Silicon. „Beide Technologien haben ihre Daseinsberechtigung“, sagt Casu, der seit Jahren eng mit WACKER zusammenarbeitet. „Silicone sind wesentlich schonender zur Haut und haben bessere Klebe- und Ablöseeigenschaften. Dagegen sind Acrylate preisgünstiger und kleben beim ersten Aufbringen stärker.“

Mithilfe einer Rolle beaufschlagt ein Mitarbeiter im Labor die Teststreifen mit definiertem Gewicht, um anschließend die Ablöseeigenschaften zu bestimmen.

Mithilfe einer Rolle beaufschlagt ein Mitarbeiter im Labor die Teststreifen mit definiertem Gewicht, um anschließend die Ablöseeigenschaften zu bestimmen.

Im Hauttest zeigen sich die atraumatischen Ablöseeigenschaften der SILPURAN®-Adhäsive auch bei großen Haftstärken. Die oberen Hautschichten bleiben beim Ablösen des klebenden Silicongels intakt (l.),

... während ein Acrylat-Kleber vergleichbarer Stärke eine deutliche Abtrennung der oberen Zellschichten verursacht (r.).

In der professionellen Versorgung von schwerwiegenden oder nässenden Wunden, vor allem im Krankenhaus, sind Silicone aber die erste Wahl, betont Casu. Und auch bei der Behandlung von chronischen Wunden oder bei Menschen mit Hautkrankheiten und empfindlicher Haut kommen immer mehr siliconbeschichtete Wundauflagen zum Einsatz. „Die Nachfrage nach professionellem Verbandmaterial für den Heimgebrauch und der Verkauf solcher Produkte in Apotheken steigt“, berichtet Dajana Westenberg, die als Sales Managerin bei WACKER den Verbandhersteller Essity und andere Kunden aus dem Bereich Wundversorgung betreut.

Zum Einsatz kommen zweikomponentig formulierte, farblose und transparente Silicongele, die durch eine platinkatalysierte Additionsreaktion zu weichen und hochflexiblen Materialien vernetzen, die aber zugleich elastisch sind und eine gelartige Konsistenz aufweisen. Diese Nachgiebigkeit sorgt zusammen mit der niedrigen Oberflächenenergie, wie sie für Silicone typisch ist, für den Haftungsaufbau zwischen dem vernetzten Silicongel und der Haut. Die Elastizität hingegen macht eine leichte und rückstandslose Entfernung der Haftschicht möglich.

AUCH FÜR MASSENMARKT INTERESSANT

Lange wurden Siliconauf lagen hauptsächlich im Krankenhaus für die Versorgung chronischer Wunden eingesetzt. Jetzt erobern Siliconadhäsive für die akute Versorgung auch den Massenmarkt. „Es ist uns gelungen, Siliconadhäsive zu entwickeln, die auch bei geringerem Auftrag gut haften“, sagt Thomas Gröer.

Um die gleiche Klebkraft mit weniger Material zu erhalten, haben die WACKERChemiker im Labor intensiv an dem Material gearbeitet. „Wir konnten die Siliconadhäsive so adaptieren, dass sie deutlich stärker kleben. Auf diese Weise ist auch eine dünnere Siliconschicht völlig ausreichend“, fasst Gröer zusammen. Die Vorteile eines weniger dicken Auftrags liegen für den Kunden auf der Hand: Die Wundauf lage fällt insgesamt dünner aus und es wird weniger Material benötigt, was auch die Kosten senkt.

Das eröffnet Herstellern von Wundauflagen ganz neue Möglichkeiten. „Kunden entscheiden sich immer mehr für den Klebstoff mit dem größeren Mehrwert. Und das sind eindeutig unsere Silicone“, betont WACKER-Manager Egbert Klaassen.

Wenn Wundpflaster zuverlässig haften, steht auch einer sportlichen Betätigung nichts mehr im Wege.

Wenn Wundpflaster zuverlässig haften, steht auch einer sportlichen Betätigung nichts mehr im Wege.

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Herr Egbert Klaassen
Global Segment Manager
Wound Care, Orthotics & Prosthetics
+49 1520 935 2545
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